Job Coach > Unter der Kontrolle von Micromanagement: Das kannst du tun

Unter der Kontrolle von Micromanagement: Das kannst du tun

Sie kontrollieren dich, wollen ständig Updates und geben Aufgaben nicht gerne ab: Micromanager:innen engen ihre Mitarbeiter:innen häufig ein. Doch der Kontrollwahn wirkt sich negativ auf das Unternehmen und seine Belegschaft aus. Wie sollst du damit umgehen, wenn du selbst betroffen bist? Wir haben einige hilfreiche Strategien zusammengestellt.

Warum ist Micromanagement ein Problem für deine Karriereentwicklung?

Lediglich 54 Prozent der Arbeitnehmer:innen in der Schweiz fühlen sich zufrieden, zeigt der Gallup-Jahresreport 2024 («State of the Global Workplace»). Immer wieder belegen Untersuchungen, dass Mitarbeiter:innen vor allem dann über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken, wenn die Führungskultur toxisch ist. Dazu gehören häufig stark kontrollierende Vorgesetzte. Führungskräfte mit dieser Eigenschaft werden oft als Micromanager:innen bezeichnet. Auf deine Karriere hat ein solcher Führungseinfluss mehrere Auswirkungen:

  • Kein Raum für Eigenständigkeit: Weil dir Aufgaben abgenommen oder gar nicht erst zugeteilt werden, hast du wenig Chancen, eigenständig zu arbeiten. Das wirkt sich häufig negativ auf die Arbeitsmotivation und das Selbstwertgefühl aus.
  • Keine Möglichkeit für Kreativität: Eigene kreative Lösungsansätze erarbeiten? Unter der Kontrolle von Micromanager:innen eher unmöglich. Du musst deine Ideen unter Umständen für dich behalten, weil sie direkt abgelehnt werden und/oder nicht erwünscht sind.
  • Negative Assoziationen mit der Arbeit: Wenn du häufig kontrolliert wirst, stehst du andauernd unter Strom. Ängste und chronischer Stress sind unter solchen Arbeitsbedingungen keine Seltenheit. Die Folgen sind oft weitreichend, denn Betroffene kündigen innerlich, können nicht abschalten und es droht ein Burnout.
  • Sinkende Produktivität und Leistungsfähigkeit: Sobald die Psyche leidet, fällt es schwer, sich auf den Job zu konzentrieren. Die Leistungsfähigkeit nimmt häufig ab – und du fühlst dich insgesamt weniger produktiv.

Unter diesen Umständen ist es für Betroffene häufig kompliziert, sich in ihrer Karriere weiterzuentwickeln. Sie fühlen sich eingeengt, demotiviert und nicht wertgeschätzt.

Erkenne die Zeichen: Wann wird aus Management Micromanagement?

Nicht alle Führungskräfte, die deine Arbeit hin und wieder kontrollieren, sind Micromanager:innen. Wenn du allerdings folgende Anzeichen erkennst, handelt es sich definitiv um Micromanagement:

  • Keine Delegation: Micromanager:innen haben grosse Probleme damit, Aufgaben an Mitarbeiter:innen zu delegieren. Lieber erledigen sie diese selbst oder zögern es hinaus, sie abzugeben.
  • Viel Kritik: Häufig neigen Micromanager:innen dazu, Mitarbeiter:innen oft zu kritisieren, da sie alles andere als «perfekt» nicht akzeptieren. Der Perfektionswahn führt auch dazu, dass sie Aufgaben lieber selbst erledigen. Sie sind ungeduldig und schnell gereizt.
  • Ständige Überwachung: Wenn Vorgesetzte dir ständig über die Schulter schauen, nach jeder Aufgabe ein Update wollen, Kontrollanrufe tätigen und auch in deiner Freizeit erwarten, dass du einen Statusbericht per E-Mail lieferst – dann bist du Opfer von Micromanagement. Jeder Schritt muss abgesegnet werden.
  • Fehlende Entscheidungsfreiheit: Wie und was erledigt wird, wollen Micromanager:innen am liebsten zu 100 Prozent selbst entscheiden. Deshalb haben Mitarbeiter:innen keine Entscheidungsfreiheit.
  • Kritikunfähigkeit: Feedback und konstruktive Kritik annehmen? Für Micromanager:innen oft unmöglich. Auch wenn sie selbst viel kritisieren, lassen sie Kritik an der eigenen Arbeit oder am Führungsstil selten zu.

Wie beeinflusst Micromanagement deine Arbeitsmoral und Produktivität?

Wenn du eigentlich motiviert, aufgeweckt und begeisterungsfähig bist, könnte man meinen, dass du eine für dich sowie für deinen Arbeitgeber wertvolle Arbeitsmoral hast. Allerdings führt Micromanagement in vielen Fällen dazu, dass deine Einstellung sich verändert. Während einige Menschen penibel arbeiten, weil sie Angst vor der nächsten Kontrolle haben, ziehen andere sich möglicherweise aus Trotz und Ärger immer mehr zurück. Du siehst möglicherweise nicht mehr ein, warum du die Arbeit überhaupt noch ableisten solltest – und produktiv fühlst du dich schon gar nicht mehr. Die Unzufriedenheit wächst.

Strategien, um mit Micromanager:innen umzugehen

Die gute Nachricht ist: Auch wenn du es mit Micromanager:innen zu tun hast, musst du den Kopf nicht in den Sand stecken. Denn es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Umgang mit ihnen zu finden. Dafür ist es zum Beispiel wichtig, dich zunächst in die Perspektive solcher Menschen hineinzuversetzen. Nur so verstehst du, dass es nicht um dich persönlich geht – sondern darum, dass Micromanager:innen oft selbst mit unverarbeiteten Themen zu tun haben. Hinter einem kontrollierenden Verhalten können grosse Versagensängste stecken, die vielleicht auf schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit basieren. Wenn du das verinnerlichst, fällt es dir leichter, gelassener mit dem Verhalten von kontrollierenden Führungskräften umzugehen.

Eine weitere Strategie besteht darin, Micromanager:innen zuvorzukommen. Sei gut vorbereitet, liefere Updates, ohne aufgefordert zu werden, und übersende regelmässig Protokolle deiner Arbeiten. Das klingt zunächst zwar so, als würdest du dich ergeben. In Wahrheit handelt es sich aber um eine gute Strategie, um sich Schritt für Schritt das Vertrauen von Führungskräften zu sichern. Mit der Zeit ist es so häufig möglich, seltener kontrolliert zu werden, weil dein:e Chef:in weiss, dass auf dich Verlass ist und du kompetent bist.

Selbstmanagement-Fähigkeiten stärken: Wie du weniger Angriffsfläche bietest

Damit du nicht länger unter der Kontrolle von Micromanager:innen leidest, ist es wichtig, dass du deine Selbstmanagement-Fähigkeiten gezielt stärkst. Folgende Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle:

  • Identifikation der eigenen Stärken und Kompetenzen: Wenn du deine Stärken und Fähigkeiten gut kennst, weisst du auch, wie du sie einsetzen kannst. Das ist Voraussetzung dafür, Micromanager:innen von deiner Kompetenz zu überzeugen, damit du eigenständiger arbeiten kannst. Selbstreflexion hilft dir dabei.
  • Selbstverantwortung übernehmen: Warte nicht darauf, dass sich etwas von selbst verändert. So sehr Micromanager:innen dich in deiner Arbeit auch einschränken – am Ende liegt es an dir, das Beste aus der Situation zu machen. Um deinen Job zu angenehm wie möglich zu gestalten, ist es deshalb wichtig, Selbstverantwortung zu übernehmen. Suche aktiv nach Lösungen. Sprich auch mit anderen Mitarbeiter:innen, denen du vertraust. Ein aktiver Austausch hilft häufig dabei, neue Perspektiven zu sehen und nicht in Passivität zu versinken.
  • Ziele definieren: Um mit Micromanager:innen zu kommunizieren, ist es essenziell, dass du deine eigenen Ziele und Perspektiven klar definierst und verbalisierst. Nur wenn dein:e Chef:in weiss, was du planst und wie du es umsetzt, fällt das Vertrauen einfach. Das erleichtert die Zusammenarbeit massgeblich.

Kommunikation ist der Schlüssel: Gespräche mit Vorgesetzten führen

Wenn du dich ständig kontrolliert fühlst, solltest du das Problem bei Gelegenheit in Ruhe ansprechen. Das direkte Gespräch ist oft hilfreich. Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass sich etwas verändert, solltest du es probieren. Denn manchmal merken Vorgesetzte selbst nicht, dass ihr Verhalten Mitarbeiter:innen vergrault. Wichtig ist hierbei auch, über Erwartungen zu sprechen. Bereite Fragen vor, damit du gezielt nachhaken kannst, was dein Arbeitgeber konkret erwartet. So kann das Risiko reduziert werden, dass du Opfer von Micromanagement wirst.

Eine weitere Idee: Schlage anonymisiertes Feedback vor. Weil viele Micromanager:innen Probleme damit haben, öffentliche Kritik anzunehmen, sind sie vielleicht eher bereit, an sich zu arbeiten, wenn Feedback diskret mitgeteilt wird. Auf diese Weise ergibt sich die Möglichkeit für Selbstreflexion, ohne sich gedemütigt oder angegriffen zu fühlen. Denke daran, dass Kontrolle und Perfektionismus häufig auf Unsicherheit basieren. Auch wenn du dich wahnsinnig ärgerst und am liebsten das genaue Gegenteil tun würdest: Sensibel und diskret mit solchen Schwächen umzugehen, hilft nicht nur Micromanager:innen selbst, sondern am Ende auch dir – denn beide Seiten profitieren.

Langfristige Perspektiven: Wann ist es Zeit weiterzuziehen?

Du hast Mitgefühl bewiesen, Eigenverantwortung gezeigt und proaktiv gehandelt – aber nichts ändert sich? Manchmal wirst du an Micromanager:innen auch dann scheitern, wenn du alle Möglichkeiten und Ressourcen ausgeschöpft hast. In einer solchen Situation solltest du dich daran erinnern, dass nicht alles in unserer Kontrolle liegt. Und manchmal wird es Zeit loszulassen. Sofern das Micromanagement grossen Stress bei dir verursacht und dir die Arbeitslust nimmt, solltest du über einen neuen Arbeitsplatz nachdenken. Triff die Entscheidung aber keinesfalls leichtfertig. Hier kommen zusammenfassend einige Fragen, die du dir selbst stellen kannst, wenn du über einen Jobwechsel nachdenkst:

  • Hast du das Gespräch mit Vorgesetzten gesucht?
  • Hast du mit anderen Mitarbeiter:innen über das Problem gesprochen?
  • Hast du proaktiv versucht, etwas an deiner Situation zu verändern?
  • Konntest du dich in die Lage deiner Vorgesetzten hineinversetzen?
  • Siehst du eine Zukunft im Unternehmen?
  • Bereitet dir dein Job Freude oder hast du innerlich schon gekündigt?

 

Das Bild oben wurde von unserem Designer mithilfe eines KI-Tools erstellt. 🧑‍🎨 🤖

Ähnliche Beiträge

6 Schlüsselfaktoren: Selbstständigkeit vs. Vollzeitanstellung – was passt zu dir?
Konflikte meistern: 5 Methoden, um schwierige Situationen in den Griff zu bekommen