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Transparente Löhne für mehr Gleichheit

Viele Stimmen sprechen sich für mehr Lohntransparenz aus, um die noch immer bestehenden Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen zu verringern. Doch ist es ein Schritt Richtung Gleichberechtigung, wenn man den Lohn der Arbeitskollegen kennt? Im Folgenden einige Antworten.

Eine gemeinsame Studie von jobs.ch und lohncheck.ch hat ergeben, dass in der Schweiz nach wie vor ein beträchtlicher Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in der Höhe von durchschnittlich 12.4 % herrscht. Darum gibt es mittlerweile auch den Aktionstag Equal Pay Day, der dieses Jahr am 22. Februar stattfand; dieser Tag entspricht jenem Tag im Jahr, an dem Frauen zum ersten Mal einen Lohn bekommen, wenn man die Jahreslöhne der Frauen mit den Löhnen der Männer vergleicht.

Nach wie vor grosse Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in der Schweiz Mehr Erfahren

Viele Experten sind der Meinung, dass Massnahmen für soziale Gerechtigkeit ergriffen werden müssen. Um dies zu erreichen, setzen sie sich für eine volle Lohntransparenz ein. Wie würde sich dies aber in den Unternehmen widerspiegeln? Intern könnte jeder Mitarbeiter ein Gehaltsraster einsehen, um die Gehälter aller seiner Kollegen sowie der Mitglieder der Geschäftsleitung zu ermitteln. Darüber hinaus müsste alle zwei Jahre ein Bericht vorgelegt werden, um die anhaltenden Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zu berücksichtigen. Bestrebungen dieser Art zeigen schon ihre ersten Früchte. Mit der Änderung des Gleichstellungsgesetztes, das Ende Juni 2020 in Kraft treten wird, müssen Unternehmen ab 100 Mitarbeitenden in Zukunft alle vier Jahre eine Lohngleichheitsanalyse durchführen.

Tabu-Thema Lohn

Gleichzeitig werden Initiativen von verschiedenen Akteuren durchgeführt. Die Gewerkschaft Unia hat sich beispielsweise an der Erstellung einer Website beteiligt, auf der Internetnutzer aufgefordert werden, ihr Foto, eine Beschreibung ihres Berufs und die Höhe ihres Monatsgehalts zu veröffentlichen. Erklärtes Ziel dieser Plattform ist es, an der Schaffung einer neuen Lohnkultur in der Schweiz, wo das Thema immer noch sehr oft ein Tabu ist, mitzuwirken. Aber auch Unternehmen ergreifen die Initiative. Das in Nyon ansässige Unternehmen Beqom hat kürzlich die Auszeichnung EY Entrepreneur of the Year 2019 in der Kategorie Handel/Dienstleistung gewonnen. Damit soll das KMU dafür belohnt werden, dass es eine Software entwickelt hat, die auf das Problem des Lohngefälles ausgerichtet ist. Diese integrierte Plattform deckt alle Bereiche der Leistung und Vergütung ab und bietet Managern die Möglichkeit, Mitarbeitende und Partner zu coachen und zu motivieren und sie bei ihrer Arbeit glücklicher zu machen. Mit anderen Worten wird mit dem Tool das Gehalt jedes Mitarbeiters nicht mehr willkürlich festgelegt.

Absolute Lohntransparenz

Einige Unternehmen, die eine absolute Transparenz anstreben, haben beschlossen, noch weiterzugehen und das angebotene Gehalt direkt im Stellenangebot zu erwähnen. Diese Praxis ist äusserst selten, aber es gibt sie in der Schweiz. Dies ist der Fall beim Kinderspital Zürich, das seit 2014 das Gehalt in seinen Stellenangeboten angibt. Die Nichtregierungsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» hat sich für die gleiche Methode entschieden, um die Transparenz zu erhöhen. Das Feedback der Kandidaten war äusserst positiv.

Lohnangabe im Stelleninserat – Interview mit Ärzte ohne Grenzen Mehr Erfahren

Obwohl der Grundsatz des gleichen Lohns für gleichwertige Arbeit seit dem 14. Juni 1981 in der Bundesverfassung verankert ist, ist die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Schweiz noch lange nicht erreicht. So gibt es nach wie vor grosse Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Darüber hinaus gibt es immer noch das als «gläserne Decke» bekannte Phänomen: Frauen in höheren Positionen sind ebenfalls Opfer von Lohndiskriminierung, insbesondere im Dienstleistungssektor. Sie haben das grösste Lohngefälle (31%) im Vergleich zu den Männern und den höchsten Anteil nicht erklärbarer, d.h. diskriminierender Faktoren. Einer der Gründe dafür könnten unterschiedliche und undurchsichtige Beförderungsbedingungen zwischen Frauen und Männern sein.

Andererseits nimmt der Anteil der leistungsabhängigen Lohnkomponenten tendenziell zu, was die Lohnunterschiede am oberen Ende der Lohnskala verstärkt. Aber es gibt Hoffnung, denn die vermehrten privaten und öffentlichen Initiativen gegen den Gender Pay Gap sollten uns einer idealen Welt näherbringen, in der Lohndiskriminierung der Vergangenheit angehört.

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