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Team oder Firma, Familie oder Unternehmen – wofür arbeitest du eigentlich?
Im Job ist oft die Rede von Teamarbeit und einige Unternehmen bezeichnen sich sogar als Familie, um mit den Mitarbeitern ein besonders enges Verhältnis herzustellen. Ob das funktioniert und wie du dich am besten im Team einbringen kannst, erklärt Rinat Strahlhofer, Coach bei Can You Tell Me About Yourself, in einem Gastbeitrag.
Ein Gastbeitrag von Rinat Strahlhofer
Du arbeitest nicht für eine Firma, sondern für ein Team
Wenn du in deiner Bewerbung von dir behauptest, du seist „teamorientiert“, dann sei es bitteschön auch. Du musst dir darüber klar werden, was ein Team überhaupt ist. Frage dich also: Was erwartest du von einem Team, was bewegt dich in einem Team, wie passt du in ein Team-Szenario, welche Rolle möchtest du in einem Team übernehmen? Schliesslich geht es hier um eine Win-Win-Situation: Du und die Firma sind an einem optimalen Zusammenspiel interessiert, oder?
Welche Rolle übernimmst du in diesem Spiel? Bist du der Ermutiger, der Lehrer, der Planer, der Compliance-Experte, der Produktexperte, der Helfer, der Schwamm, der Glaubende, der Bodyguard, der Stratege, der Träumer? Wie beschreiben dich Kolleginen und Kollegen? Egal, wie sehr du das Unternehmen magst, für das du arbeitest – du arbeitest nicht für eine Firma, du arbeitest für die Menschen dahinter – für ein Team. Beschreibe, welche Rolle du im Team spielst und wie wichtig du für das Team bist.
Hast du auch schon gehört, wie CEOs ihr Unternehmen als „Familie” bezeichnen?
Oje, denke ich da jedes Mal. Es ist sicher gut gemeint. Sie wollen damit wohl ein Modell schaffen, das ihr Wunschdenken beschreibt: eine lebenslange Beziehung zwischen Firma und Mitarbeitenden. Aber dies ist erstens eine Illusion und zweitens führt der Begriff Familie in diesem Zusammenhang zu Missverständnissen.
Oder können die Eltern in einer richtigen Familie ihre Kinder einfach so entlassen? Wegen schlechter Performance in den Regen stellen? „Tut mir leid Anna, aber deine Mama und ich haben entschieden, dass du einfach nicht mehr zu uns passt. Dein Einsatz beim Tischdecken hat in den letzten 6 Monaten kontinuierlich abgenommen und deine Pony-Besessenheit schafft einfach keinen zusätzlichen Wert. Wir müssen dich leider gehen lassen. Aber verstehe es nicht falsch; so ist es halt in einer Familie.” Undenkbar, oder? Aber das ist es im Grunde, was passiert, wenn ein CEO das Unternehmen als Familie beschreibt während er Arbeitsplätze abbaut. Super Familie, oder?
Im Gegensatz zu einer Familie hat ein professionelles Sport-Team eine spezifische Mission (Spiele und Meisterschaften zu gewinnen), und die Mitglieder dieses Teams treffen sich, um diese Mission gemeinsam zu erfüllen. Die Zusammensetzung des Teams verändert sich im Laufe der Zeit, entweder weil ein Mitglied sich dazu entscheidet, zu einem anderen Team zu wechseln, oder weil das Management das Mitglied aus dem Team streicht. So betrachtet, hat die Geschäftswelt viel mehr mit einem Sport-Team gemeinsam als mit einer Familie.
Natürlich ist ein professionelles Sport-Team keine perfekte Analogie zum Unternehmen, aber hin und wieder sollte man sich daran erinnern, dass man nicht für ein Unternehmen arbeitet, sondern für ein Team.
Ja, Deine Fähigkeiten sind wichtig, aber viel mehr sollte deine Persönlichkeit und deine Geschichte der Grund sein, warum ein Chef hart kämpfen würde, um dich zu behalten oder einzustellen. Und wenn du doch einmal ein Unternehmen verlässt oder verlassen musst, denke daran: Du verlässt nicht ein Unternehmen, du verlässt deinen Chef, du verlässt dein Team. Es ist nicht hart, einem Unternehmen oder einem Logo auf Wiedersehen zu sagen. Aber es tut weh, Menschen und Erinnerungen zurückzulassen.
Rinat Strahlhofer ist Gründerin von „Can You Tell Me About Yourself“ und fordert mit ihren mutigen Ansätzen den Bewerbungsprozess heraus. Sie zeigt Jobkandidaten, Personalvermittlern und Unternehmen, wie man eine Story erzählt, die auf Lebenserfahrung basiert und einen wahren individuellen Wert aufzeigt. Rinat Strahlhofer hat einen Bachelor-Abschluss in Marketing und Sozialwissenschaften.