Lehre | Praktikum
So gelingt die Lehrstellensuche
Du möchtest eine Lehrstelle finden oder dich auf eine Lehrstelle bewerben, aber weisst nicht so richtig, wie du das anstellst und wie du dich im Bewerbungsdossier von anderen abhebst. Der Experte Sandro Pisaneschi gibt dir Tipps. Ausserdem kann du seinen Leitfaden zur Lehrstellensuche und zur Bewerbung für eine Lehrstelle gewinnen.
Mathias Steger: Wo und wie können Jugendliche ihre Lehrstelle finden?
Sandro Pisaneschi: Einerseits sollte man das eigene Netzwerk aktivieren und Eltern, Lehrer, den Trainer, Pfadileiter usw. fragen, ob sie jemanden kennen und Kontakte vermitteln können. Andererseits bietet das Internet viele Möglichkeiten, z.B. jobs.ch oder die Plattform Yousty.ch – eine innovative Plattform, das Lehrstellensuchende und Unternehmen zusammenbringt. Zudem sollten die Jugendlichen mit offenen Augen durch die Welt gehen. Lehrstellenplätze werden ständig ausgeschrieben, manchmal auch an der Türe beim Bäcker oder bei der Kinderkrippe nebenan. Ausserdem ist es auch nicht schlecht, mit ein bisschen Mut direkt bei einem Betrieb vorbeizugehen und sich vorzustellen. Besonders bei eigenständigen Filialen, im Service oder im Verkauf bedeutet dieser erste persönliche Kontakt schon viel.
Wichtig ist es, dass vor allem die Motivation und das Engagement sichtbar werden.
Wie sollte ein gutes Bewerbungsdossier für eine Lehrstelle aussehen?
Das kommt sehr stark auf die Branche an. Bei Lehrstellen im Finanzsektor macht es Sinn, sich mit einem klassischen Lebenslauf und Bewerbungsschreiben sowie den verlangten Tests und Zeugnissen zu bewerben. Im Kreativbereich können es auch mal die eigene Homepage, ein Portfolio, 3D Visualisierungen etc. sein. Wichtig ist es, dass vor allem die Motivation und das Engagement sichtbar werden. Und die Jugendlichen sollten daran denken: Wenn die Schulnoten und die Verhaltensbewertungen sehr schlecht sind, dann nützt oft das beste Bewerbungsdossier nichts. Daher sollen sich Jugendliche bereits ab der 1. Sekundarstufe bewusst sein, dass ihr Verhalten für die Zukunft entscheidend sein kann.
Jugendliche haben gewöhnlich noch wenig bis keine Erfahrung. Wie gelingt es, den Lebenslauf trotzdem interessant zu gestalten?
Gewöhnlich haben Jugendliche nur die Schulzeit vorzuweisen. Ich empfehle, Hobbys aufzuzählen und die einhergehenden Kompetenzen zu erwähnen. Etwa: «Ich bin im Fussballclub, dort habe ich gelernt im Team zu denken, zielorientiert vorzugehen und diszipliniert zu sein». Diese Kompetenzen sind sehr wichtig, denn sie zeichnen die Jugendlichen als engagiert aus. Sogar Hobbys wie Shoppen kann man aufführen! Wichtig dabei ist, immer zu argumentieren, welche Fähigkeit man aufgrund des Hobbys erworben hat. In diesem Beispiel: Geldplanung, Modetrends analysieren usw. Wichtig ist, den Lebenslauf immer an die Stelle anzupassen. Dabei sollten etwa die Hobbys angepasst werden. Das Design des Lebenslaufs hängt von der Branche ab. Ein Tipp ist, dass man sich die Homepage des Unternehmens anschaut und die Bewerbung gestalterisch darauf anpasst.
Mit den Hobbys soll gezeigt werden, inwiefern das eigene Interesse mit dem Job zusammenpasst.
Gibt es auch Hobbys, die für die Bewerbung ungeeignet sind?
Fernsehen oder Internetsurfen würde ich nicht reinnehmen. Das sind keine Hobbys, das tut jeder. Mit den Hobbys soll gezeigt werden, inwiefern das eigene Interesse mit dem Job zusammenpasst.
Sind schlechte Noten ein Problem?
Ja, das sind die Killer. Gerade zur Oberstufenzeit werden die Noten für die Jugendlichen unwichtig, doch für die Recruiter sind sie sehr von Bedeutung. Jugendliche müssen sich auch bewusst sein, dass Soft Skills wie Charaktereigenschaften ebenfalls einen wichtigen Einfluss haben.
Du vergleichst in deinem Ratgeber «Vom Liebesbrief zur Lehrstelle» das Bewerbungsschreiben mit einem Liebesbrief. Was meinst du damit?
Es geht um die Einstellung und die Haltung. Ich hatte Jugendliche, die schon 2 bis 3 Jahre auf Lehrstellensuche waren und die Motivation verloren. Wenn man die Sache mit diesem negativen Gedanken angeht, hat man auch keinen Erfolg. Darum ist es so wichtig, dass man an seinem Mindset arbeitet. Die Haltung beim Bewerbungsschreiben muss so sein, als würde man einen Liebesbrief schreiben.
Das Wichtigste ist, dass sie über den Beruf, das Unternehmen und ihre eigene Motivation sprechen können und sich gut informieren.
Worauf zukünftige Lernende beim Bewerbungsgespräch achten und wie sollen sie sich darauf vorbereiten?
Das Wichtigste ist, dass sie über den Beruf, das Unternehmen und ihre eigene Motivation sprechen können und sich gut informieren. Sie müssen sich bewusst sein, dass es im Vorstellungsgespräch um alles geht, und klar durchblicken lassen, dass sie diese Lehrstelle haben möchten. Wenn dann die Frage kommt, warum man diesen Beruf wählt, dann müssen die Kompetenzen und die Beweggründe, die man vorher im Bewerbungsschreiben schon erwähnt hat, präsent haben.
Welche Lehrberufe kannst du empfehlen?
Meine Spontanempfehlung, die niemand erwartet, ist die gesamte Gebäudetechnik, also Gebäudetechniker, Sanitärinstallateur, Spengler, Heizungsmonteure usw. Viele sprechen schlecht über diese Berufe und vergessen, wie interessant diese Tätigkeiten sein können und wie viel Gestaltungsfreiraum sie bieten. Ausserdem findet man nach der Lehre sicher einen Beruf. Wenn man eine Lehre z.B. als Sanitärinstallateur(in) macht, dann muss man nicht das ganze Leben lang das bleiben, man kann z.B. Baustellenleiter werden. Unser Bildungssystem ermöglicht diese Entwicklung.
Auch eine Lehre für ICT-Berufe kann ich empfehlen, denn diese sind besonders zukunftsorientiert. Natürlich sind auch Pflegeberufe sehr spannend. Besonders wenn man die demografische Entwicklung betrachtet, sieht man, dass wir zu wenig Leute in diesem Bereich haben.
Hast du abschliessend noch Tipps an die Lernenden für den Bewerbungsprozess?
Ja. Absagen tun weh. Je mehr man sich bewerbt, desto mehr erhält man gewöhnlich. Das schmerzt und ist unangenehm. Ich stelle oft fest, dass die Motivation oft sinkt und sich die Jugendlichen dann immer weniger bewerben. Dies ist jedoch der falsche Weg. Man muss sich dem Arbeitsmarkt zeigen und eventuell genug früh auch eine Alternative angehen, bevor der Sommer wieder da ist und man dann alleine ohne Lehrstelle dasteht.
Leitfaden für Lernende zu gewinnen
Sandro Pisaneschi ist Geschäftsführer von beratungsbuffet.ch. Er unterstützt junge Menschen bei der Lehrstellensuche und betreut Menschen bei ihrer beruflichen Veränderung. Er berät sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen. Er ist Autor des Ratgebers «Vom Liebesbrief zur Lehrstelle» mit umfassenden Tipps & Tricks rund um die Lehrstellensuche und die Bewerbung für deine Lehrstelle. Gewinne ein Exemplar dieses Ratgebers. Schreibe mir dazu im Kommentarfeld, warum du dieses Buch gerne gewinnen möchtest. Teilnahmeschluss ist der 31. April 2019. Der oder die Glückliche wird schriftlich von uns kontaktiert.