Quereinsteiger – neue Ziele mit Bedacht setzen

Corona-Krise, Digitalisierung, Arbeitslosigkeit, Unzufriedenheit oder schwindende Perspektiven im Job können dazu führen, dass du in deinem Beruf, den du erlernt und vielleicht sogar viele Jahrzehnte lang ausgeübt hast, plötzlich keine Zukunft mehr siehst. Was musst du beachten, wenn du in einem völlig neuen Job einsteigen und durchstarten willst?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Berufsleben auf einen anderen Kurs zu bringen, wenn dir dein Job nicht mehr gefällt, den du mal erlernt hast. Jedoch ist das nicht ganz so leicht wie in anderen Ländern, wo „Training on the Job“ eine ganz normale Vorgehensweise ist. Denn in der Schweiz werden für attraktive Jobs in der Regel erfolgreiche Abschlüsse zeitintensiver Ausbildungen verlangt. Welche Optionen stehen letztlich für einen Quereinstieg offen?

Gründe für eine berufliche Neuorientierung

Triftige Gründe für eine berufliche Neuorientierung gibt es viele. Beispielsweise eine zunehmende Unzufriedenheit mit dem Job. Der erlernte Beruf kann aber auch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr infrage kommen. Schwieriger wird es, wenn es nicht du bist, der sich von seinem Job abwendet, sondern der Job von dir. Das heisst, zum Beispiel machen sich erste Auswirkungen der Digitalisierung bereits bemerkbar. Die Konsequenz: viele Jobs verschwinden, während aber andere Jobs entstehen.

Vor dem grossen Schritt einer beruflichen Neuorientierung lohnt es sich allemal, sich selbst erst mal sehr gründlich zu hinterfragen. Woher rührt die Unzufriedenheit? Ist es denn tatsächlich der Job, der dich stresst? Oder liegen die Gründe vielleicht in deinem Privatleben? Fühlst du dich überlastet und hast zu wenig Zeit für dich selbst und deine Familie? Oder sind es eher die Kollegen bzw. dein Chef, die dich nerven? Wäre es eine denkbare Alternative, einen neuen Job in der gleichen Branche zu suchen?

Quereinstieg braucht viel Motivation

Dein Erfolg als Quereinsteiger steht und fällt mit deiner Motivation. Denn der neue Arbeitgeber wird sich nicht so sehr dafür interessieren, ob du in deinem bisherigen Beruf unzufrieden warst. Für deinen künftigen Arbeitgeber ist vor allem eine Eigenschaft relevant: Ob du tatsächlich für deinen neuen Job brennst! Oder ob du nur eine Notlösung suchst?

Vergesse nie: Dein nächster Chef möchte Mitarbeitende, die fachlich absolut fit sind, aber als Quereinsteiger bist du das nicht. Das heisst, du kannst deine Defizite an Ausbildung und Berufserfahrung nur durch einen Vorteil wettmachen: durch deine Begeisterung! Daher sind Arbeitgeber, die Quereinsteiger eine Chance geben, vor allem an der Motivation interessiert.

Berufsprofile und Branchen für die Umorientierung vergleichen

Häufig haben angehende Quereinsteiger noch kein klares Ziel vor Augen. Das bedeutet, du musst dir überlegen, welche Berufsbilder oder –profile für dich überhaupt infrage kommen. Neben den zahlreichen Informationen im Internet stehen dir auch die Berufsberatung bzw. das Arbeitsamt zur Verfügung.

Kleiner Tipp: Prüfe auch deine Chancen in den Arbeitsmärkten der verschiedenen Branchen! Auf diese Weise erfährst du, welche Berufe für dich überhaupt in Betracht kommen. Dann musst du klären, welche Jobs gibt es aktuell für Quereinsteiger. In dieser Phase kommt es noch gar nicht darauf an, ob ein Stellenangebot für dich dabei ist, bei dem du sofort „Ja!” sagen könntest, sondern du sichtest erstmal die Anzeigen und stellst dir folgende Fragen:

– In welchen Branchen werden Quereinsteiger gesucht?
– Welche Qualifikationen werden gefordert?
– Welche Anforderungen sind für Quereinsteiger besonders relevant?
– Was haben Arbeitgeber zu bieten?

Verschaffe dir am besten gleich hier bei jobs.ch einen Überblick, wo du nach Branchen und Berufen suchen kannst.

Motivation braucht Ziele

Mit einer guten Motivation ist man noch nicht ausreichend als Quereinstiger für einen Arbeitgeber qualifiziert. Dafür brauchst du eine weitere Komponente: ein klares Ziel. Zum Beispiel, wenn du als IT-Mitarbeiter mit Anfang 30 plötzlich erkennst, dass es dir leid ist, auf Bildschirme zu starren und ständig auf einem Keyboard herumzutippen. Aber glaubst du, dass du mit dieser Geschichte schon für einen neuen Job qualifiziert bist? Nein. Du brauchst schon klarere Vorstellungen.

Diese könnten eine Vertriebstätigkeit sein, weil du künftig gerne viel mit Menschen und als Verkäufer arbeiten möchtest. Daher könntest du deine neue Karriere als Quereinsteiger im Vertrieb planen. Das ginge natürlich auch in der IT-Branche, aber du willst vielleicht auch mit einer anderen Branche zu neuen Ufern aufbrechen. Damit hast du eine Vision, ein Ziel, das dir eine Richtung für deinen neuen Berufsweg vorgibt. Motivation und Ziel helfen dir dabei, längere Durststrecken monatelanger Umschulungen, Qualifizierungsmaßnahmen oder auch Absagen bei Bewerbungen durchzustehen.

Beste Chancen für berufliche Neuorientierung bei Mangelberufen

Bei sogenannten Mangelberufen, wo das Angebot an Stellen die Nachfrage übersteigt, senken die Arbeitgeber ihre Anforderungen an die Qualifikation ihrer Mitarbeitenden deutlich ab, um den Bedarf decken zu können. Zu den Mangelberufen in der Schweiz gehören unter anderem Berufe aus den Bereichen Ingenieurswesen, Informatik, Humanmedizin oder Pharmazie. Aber auch Mitarbeitende in den Berufsfeldern Therapie- und Pflege, Fürsorge, Erziehung, Handel, Verkauf, Bildung Transport sind besonders befragt.

Besondere Chance für Neueinsteiger: Berufe im Verkauf und im Service

Chancen können Quereinsteiger insbesondere in den Bereichen Service und Vertrieb identifizieren. Hier zählen gerade die sogenannten Soft Skills (menschliche und soziale Fähigkeiten) besonders viel. Bist du ein Verkaufstalent? Dann machst du ein paar Produktschulungen und schon könnte es losgehen! Als Quereinsteiger werden beispielsweise auch häufig Immobilienmakler, Versicherungsvertreter, Restaurant- und Gaststättenpersonal sowie Servicekräfte im Zug-Fernverkehr gesucht.

Nächste Schritte

Wenn du als Quereinsteiger deinen neuen Job schon vor Augen hast, dann ist die eigentliche Bewerbung einer der letzten Schritte. Als Quereinsteiger solltest du jedoch ein paar Besonderheiten ins Kalkül ziehen: Nutze gleich das Anschreiben deiner Bewerbung dazu, deinen potentiellen Arbeitgeber durch dein erhöhtes Mass an Motivation zu überzeugen. Begründe es auch, warum das in deinem Fall so ist.

Denn deine Motivation, Begeisterung, Persönlichkeitsmerkmale und deine ganz individuelle Lebenserfahrung sind letztlich – wegen eher fehlender Fachqualifikation – deine Alleinstellungsmerkmale! Das heisst, zeige, wer du bist und werde dabei ganz konkret!