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Neue Herausforderungen für ältere Jobsuchende – zweiter Teil des Interviews mit Coaching Complete
Vor kurzem hat uns Nicole Hasenmaile von Coaching Complet über gute Neuigkeiten für älteren Stellensuchende berichtet. Im zweiten Teil des Interviews verrät uns Iris Bont, wie ältere Jobsuchende fit für den Bewerbungsprozess gemacht werden können und sich besser den aktuellen Anforderungen bezüglich Bewerbung stellen können.
Mathias Steger: Was hat sich beim Bewerbungsprozess in den letzten Jahren geändert und was sollten dabei ältere Stellensuchende besonders beachten?
Iris Bont: Es muss besonders darauf geachtet werden, dass die Bewerbung den digitalen Ansprüchen entspricht. Eine grosse Herausforderung sind die Algorithmen, die beim Bewerbungsprozess die erste Selektion vornehmen. Erst in der zweiten Runde sieht ein Mensch das Bewerbungsdossier.
Was soll man in Bezug auf den Bewerbungs-Algorithmus besonders beachten?
Wenn man sich in digitaler Form bewirbt, dann ist es wichtig, dass in dieser digitalen Bewerbung genau diese Schlüsselwörter verwendet werden, die in der Stellenbeschreibung vorkommen.
Nur so kommt die Bewerbung überhaupt in eine menschliche Hand weiter. Ohne diese Schlüsselwörter ist das Risiko grösser, dass man nicht berücksichtigt wird.
Wie können ältere Jobsuchende mit diesen neuen Herausforderungen umgehen?
Indem sie sich dafür interessieren und akzeptieren, dass die Welt im Umschwung ist, eine Bewerbung in Papierform oft gar nicht mehr angeschaut wird und die Digitalisierung ihren Weg auch in die Personalabteilungen gefunden hat.
Wie kann die Generation 50+ für die heutigen Herausforderungen im Bewerbungsprozess fit gemacht werden?
Das Leben ist ein lebenslanges Lernen. Man muss sich für die Welt interessieren, sich informieren und vernetzen.
Besonders die ältere Generation hat oft ein grosses Netzwerk, welches selten genutzt wird.
All die durchgeführten Projektarbeiten und Menschen, die man im Arbeitsleben kennengelernt hat, sind ein Schatz und auch eine Methode oder Türöffner, um eine neue Stelle zu finden.
Was sind Ihrer Meinung zufolge die Stärken von älteren Arbeitssuchenden?
Wenn ich den Menschen über 50 zuhöre, da staune ich über die vielen Ressourcen.
Diese Lebenserfahrung ist einfach nicht zu schlagen.
Die junge Generation kann zwar vieles, dennoch kann auch die Lebenserfahrung in einem CV ganz klar kommuniziert und visualisiert werden.
Wie kann man diese Stärken im Bewerbungsdossier aufzeigen?
Wenn wir bei Coaching Complet die CVs lesen, sehen wir oft, dass nicht die Fähigkeiten, sondern die Stationen aufgelistet werden. Wir motivieren die Personen, jeweils zu versuchen, sich mehr auf ihr Können und ihre Ressourcen zu fokussieren, die relevant und zukunftsorientiert sind.
Können zu hohe Lohnerwartungen für Ü50 ein Hindernis sein?
Es ist oft der Fall, dass der Lohn ein grosses Thema ist. Und wenn ein Job als Trainee-Stelle ausgeschrieben ist, dann wird es schwierig sein, über den Lohn zu verhandeln, weil das Budget meistens nicht vorhanden ist. Da hilft es vorab zu telefonieren und sich zu informieren, was neben dem Lohn sonst noch geboten wird, wie z.B. Benefits oder die Möglichkeit zu Home-Office.
Welche Tipps haben Sie für ältere Arbeitssuchende?
Zu kommunizieren und zu erklären, dass man auf Stellensuche ist. Für Ü50er ist das oft noch ein schwarzer Fleck im CV, heute ist es aber normal, dass Stellen reorganisiert werden.
Ein weiterer Tipp ist, gegenüber Social Media und der Digitalisierung offen zu sein und darin keine Gefahr, sondern eine Chance zu sehen. Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten und ist eine spannende Revolution. Und letztens muss man authentisch bleiben. Das ist das Wichtigste.