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Lohnspannen richtig verstehen – was sagen sie über den Job aus?

Beim Blick auf Jobportale und einzelne Stellenanzeigen ist der Faktor Lohn eines der essenziellen Kriterien, um sich auf eine ausgeschriebene Stelle zu bewerben oder nicht. Viele Unternehmen nennen dabei keine konkreten Lohnzahlungen, sondern lassen sich mit Lohnspannen einen Spielraum zur Interpretation. Für Bewerber:innen kann es schwierig sein, sich im richtigen Bereich dieser Lohnspanne einzuordnen und selbstbewusst mit den richtigen Lohnvorstellungen ins Bewerbungsgespräch zu gehen. Unser Artikel zeigt auf, wie die angegebenen Spannen richtig zu interpretieren sind und wie sich individuell höhere Lohnforderungen rechtfertigen lassen.

Warum geben Unternehmen überhaupt Lohnspannen an?

Die grundsätzliche Angabe des Arbeitslohns in der Stellenausschreibung wird von Unternehmen unterschiedlich gehandhabt. Hier setzt sich zunehmend ein Umdenken durch, teilweise durch den Gesetzgeber angeregt. Nach der Europäischen Transparenzrichtlinie EU/2023/970 ist das durchschnittliche monatliche Grundgehalt sowie das Gesamtjahresgehalt ab Juni 2026 in Stellenanzeigen zu veröffentlichen. Für die Schweiz gilt diese Regelung nicht bindend, dennoch dürften viele eidgenössische Unternehmen dieser Richtlinie ebenfalls folgen.

Eine durchschnittliche Lohnangabe sagt nur wenig darüber aus, wie viel einzelne Kandidat:innen im Rahmen ihrer Berufserfahrung und Referenzen zu erwarten haben. Hier ist die Nutzung von Lohnspannen etablierter. Potenzielle Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen erkennen, was sie wenigstens erwarten dürfen und wie sich bessere Qualifikationen bezahlt machen. Zudem entsteht ein Rahmen für die konkreten Lohnverhandlungen.

Lohnspannen geben einstellenden Unternehmen eine grössere Flexibilität, wobei die Spanne selbst einen grundlegenden Vergleich zwischen potenziellen Arbeitgebern ermöglicht. Doch wo lässt sich die eigene Person konkret einordnen und nach welchen Kriterien bemisst der Arbeitgeber dies? Für ein besseres Verständnis ist ein tieferer Blick in die Gestaltung von Stellenanzeigen und Lohnspannen nötig.

Was verrät die Lohnspanne über den Arbeitgeber?

Wird überhaupt eine Lohnspanne in der Stellenanzeige genannt, darf dies als positiver Faktor für die transparente Gestaltung des Lohngefüges des ausschreibenden Unternehmens gesehen werden. Anders als bei Ausschreibungen, in denen eine entsprechende Angabe fehlt, leistet das Unternehmen einen gewissen Vorschuss, mit welchen Einnahmen überhaupt zu rechnen ist.

Auch der Vergleich zwischen einzelnen Unternehmen wird hierdurch möglich, sollte jedoch durchdacht angegangen werden. Bei Unternehmen der gleichen Branche und in einer vergleichbaren Grösse wird es zu Abweichungen in den Lohnspannen kommen, jedoch mit Sicherheit auch zu Überschneidungen. Hier anzunehmen, dass eine höhere Lohnspanne automatisch zu einem höheren Lohn führt, bewahrheitet sich nicht immer.

Ein detaillierter Blick in die Stellenanzeige ist notwendig, welche Erfahrungen und Kompetenzen das Unternehmen von potenziellen Bewerber:innen verlangt. Ein Arbeitgeber mit geringen Anforderungen, die ein Bewerber komplett erfüllt, wird einem Lohnwunsch im höheren Bereich seiner angegebenen Lohnspanne zustimmen. Im Vergleich hierzu kann ein deutlich anspruchsvollerer Arbeitgeber, der viele weitere Qualifikation verlangt, gleiche Bewerber:innen im unteren Bereich seiner Lohnspanne einordnen. Selbst wenn diese Spanne insgesamt auf einem höheren Niveau lag, profitieren Bewerber:innen hiervon also nicht zwingend direkt.

Wie lassen sich Erfahrung und Qualifikationen in die Lohnspanne einordnen?

Damit eine Einordnung in die Lohnspanne im eigenen Fall möglich wird, hilft der Abgleich zwischen den detaillierten Angaben in der Stellenausschreibung mit den persönlichen Qualifikationen und Erfahrungswerten. Pauschal lässt sich nie sagen, welche Werte zu einer höheren Einordnung in der Lohnspanne qualifizieren.

Hierzu ein Beispiel: Je nach Arbeitsumfeld, Renommee und Grösse eines Unternehmens kann eine Berufserfahrung von fünf Jahren als viel oder wenig gelten. Je nach Bewertung durch das Unternehmen werden diese fünf Jahre Erfahrung zu einer höheren oder niedrigen Einstufung in die Lohnspanne beitragen. Was als Erfahrungsschatz wirklich zählt, lässt sich über die Angabe in der Stellenanzeige herausfinden, wie viele Jahre Berufserfahrung Bewerber:innen mitbringen sollten.

Der gleiche Massstab lässt sich für Qualifikationen anlegen. Sind alle Vorgaben erfüllt, darf selbstbewusst mit einer höheren Lohnforderung in die Bewerbung gegangen werden. Fehlen Qualifikationen teilweise oder sollen diese durch andere Fähigkeiten ersetzt werden, ist eine Einstufung in den mittleren Bereich der Lohnspanne realistischer.

Verhandlungstipps: Mit der Lohnspanne richtig ins Bewerbungsgespräch

Während Arbeitgeber mit der Lohnspanne einen verlässlichen Rahmen für potenzielle Bewerber:innen schaffen, möchten diese natürlich einen möglichst hohen Lohn bekommen. Dies ist zum Teil vom Geschick um die Lohnverhandlung im Bewerbungsgespräch abhängig. Hierzu einige praktische Tipps, die eine bessere Einstufung im Rahmen der gesetzten Lohnspanne begünstigen können:

  • Den eigenen Wert kennen: Aus taktischen Gründen werden manche Arbeitgeber einen etwas niedrigeren Lohn ansetzen, selbst wenn ihnen bewusst ist, dass Bewerber:innen gute Qualifikationen aufweisen. Hier sollten sich Eingeladene vor dem Gespräch bewusst machen, wo der eigene Wert liegt, und nur im Extremfall von diesen Vorstellungen abrücken.
  • Zusätzliche Qualifikationen: Weitere Fähigkeiten und Referenzen von Bewerber:innen können für den Arbeitgeber relevant sein, die nicht explizit in der Ausschreibung zu finden sind. Diese als zusätzliche Kompetenzen anzugeben, kann den Arbeitgeber überzeugen, etwas mehr Lohn im Rahmen seiner angegebenen Spanne zu zahlen.
  • Persönliche Qualifikation: Noch immer liegt der Schwerpunkt der meisten Stellenanzeigen auf der fachlichen Qualifikation, während im Arbeitsalltag selbst persönliche Kompetenzen ähnlich wichtig sind. Sich hier im Bewerbungsgespräch authentisch als freundlich, kommunikativ und motiviert zu präsentieren, kann den Ausschlag für eine höhere Lohnzahlung geben.
  • Zusätzliche Benefits: Selbst wenn objektiv alle Voraussetzungen für einen höheren Lohn gegeben sind, können Arbeitgeber oder Personaler:innen bei den Verhandlungen stur bleiben. Hier sollte nicht zwingend auf einen höheren Lohn beharrt werden. Andere Benefits, von Bonuszahlungen über einen Freizeitausgleich, können einen ähnlich hohen Stellenwert einnehmen.
  • Blick in die Zukunft: Die Anstellung ist reizvoll und nur der Lohn etwas unter dem erhofften Niveau? Dann kann dies eventuell für die Probezeit oder das erste Jahr im Unternehmen akzeptiert werden. Auch wenn der Arbeitgeber aktuell nicht verhandlungsbereit ist, kann sich dies durch gute Arbeit innerhalb einiger Monate schnell verändern.

Der Einfluss von Standort und Branche auf die Lohnspanne

Jede:r Bewerber:in ist einzigartig und möchte so auch von einem potenziellen Arbeitgeber behandelt werden. Dies sollte umgekehrt auch zum Gedanken führen, dass nicht alle Unternehmen die gleichen Möglichkeiten haben, hohe Lohnspannen anzusetzen oder die eigene Person stets in den höchsten Bereich der angegebenen Spanne einzuordnen.

Offensichtliche Faktoren sind Grösse und Branche des Unternehmens. Renommierte Weltkonzerne oder Firmen mit einem breit aufgestellten Filialsystem sind im Regelfall in der Lage, mehr zu zahlen als kleinere und regionalere Betriebe. Hierfür ist die Atmosphäre am Arbeitsplatz oft familiärer und es lässt sich einfacher auf die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter:innen eingehen. So wichtig es ist, sich nicht «unter Wert zu verkaufen», muss der Lohn nicht alles sein, um sich mit einem bestimmten Arbeitsplatz oder Arbeitgeber anzufreunden.

Oft werden auch indirekte Lohnfaktoren übersehen. Wer nicht am Standort des zukünftigen Arbeitgebers wohnt, muss täglich mit Fahrtzeit und Ausgaben für Auto oder den öffentlichen Verkehr rechnen. Dies raubt Lebenszeit und bringt Kosten für die Mobilität mit sich. Unter dem Strich kann deshalb von einem initial geringeren Lohn eines nahen Unternehmens mehr übrig bleiben.

Bonus-Tipp: Ressourcen, um den eigenen Marktwert besser einzuschätzen

Neben allen Qualifikationen, Referenzen und persönlichen Vorstellungen gibt es weitere Faktoren, auf die bei der Einordnung innerhalb einer Lohnspanne zu achten ist. Hierfür sollten Bewerber:innen ein grundlegendes Verständnis des eigenen Marktwertes entwickeln. In diesem stecken zusätzliche Faktoren, die nicht durch den Wortlaut in einer Stellenanzeige explizit abgedeckt werden. Hierzu einige Anregungen:

1. Schulische und fachliche Ausbildung: Speziell bei jüngeren Bewerber:innen, die erst wenige Jahre Berufserfahrung mitbringen, wird genauer auf den schulischen Werdegang und die erste Berufsausbildung geschaut. Universitätsabsolventen dürften hier von Natur aus mit etwas höheren Lohnvorstellungen in die Verhandlungen gehen als reine Schulabgänger. Eine erfolgreich und gut abgeschlossene Berufsausbildung ist ein genauso starker Faktor, sofern sich die beworbene Stelle im gleichen fachlichen Bereich abspielt.

2. Bereitschaft zur Verantwortung: Eigeninitiativ zu arbeiten und Verantwortung für Prozesse und Projekte zu übernehmen, ist bei vielen Arbeitgebern gerne gesehen. Diese Bereitschaft zu signalisieren und vielleicht durch vorherige Referenzen und Jobs belegen zu können, steigert den Marktwert erkennbar. Dabei muss es sich nicht um Stellenausschreibungen handeln, die explizit eine führende Position voraussetzen.

3. Soft Skills: Unabhängig von der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sind Fähigkeiten von Organisation und Kommunikation gefragter denn je. Diese nachzuweisen, muss sich nicht auf den beruflichen Werdegang beschränken, auch ein privates oder ehrenamtliches Engagement können eine gewisse «persönliche Reife» verdeutlichen. Ein Faktor, der erneut für jüngere Bewerber:innen zur wertvollen Kompetenz wird.

Unser Fazit zur Lohnspanne im Bewerbungsprozess

Lohnspannen sind ein relevanter und wichtiger Gradmesser, wie viel Bewerber:innen bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber erwarten dürfen. Wie die Spanne richtig zu lesen ist, sollte sich primär aus den weiteren Informationen der jeweiligen Stellenausschreibung und den Voraussetzungen an Qualifikationen und Erfahrung entnehmen lassen. Als Bewerber:in selbstbewusst zu bleiben und hierneben weitere berufliche und private Stärken vorzuweisen, kann bei jeder Lohnverhandlung für einen kleinen «Kick» nach oben sorgen.

 

Das Bild oben wurde von unserem Designer mithilfe eines KI-Tools erstellt. 🧑‍🎨 🤖

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