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Gleiche Sprache, aber doch vieles anders – Arbeiten als Österreicher in der Schweiz
Die Schweiz, das ist schon ein aussergewöhnliches Land. Mitten in Europa, aber dennoch irgendwie ganz anders. Aufgrund der selben Sprache zieht es viele Deutsche und Österreicher zum Arbeiten in die Schweiz. So war das vor fünf Jahren auch bei mir, als ich als Österreicher – gerade mein Studium abgeschlossen – für meinen ersten richtigen Job nach Zürich kam. Einige Dinge haben dabei am Anfang ziemlich viel Verwirrung in mir ausgelöst…
Arbeit gefunden – aber was ist mit der Wohnung?
Ich war überglücklich, als ich nach unzähligen Bewerbungen in und um Zürich endlich eine Zusage erhielt. Aber damit begann auch gleich der Stress. Zwischen Jobzusage und Arbeitsbeginn lagen genau zwei Wochen. Und ich hatte noch keine Wohnung. Daher nahm ich gleich am Tag nach der Zusage das Auto und fuhr nach Zürich. Ich hatte bereits im Internet vorrecherchiert und rechnete mit hohen Mietpreisen. Aber damit nicht genug. Als ich mich bei einem bekannten Wohnungsvermittler in Zürich erkundigte, bekam ich gleicht eine ziemlich niederschmetternde Aussage, die ich nicht vergessen werde: „So ist das oft mit euch Ausländern. Ihr habt einen Job, aber keine Wohnung. Die Wohnungssuche hier ist oft viel schwieriger, als einen Job zu finden“.
Die darauffolgenden Tage waren mehr als anstrengend. Es ging von einer Wohnungsbesichtigung zur anderen. Oftmals handelte es sich um für alle zugängliche Besichtigungstermine, zu denen in der Wohnung nicht weniger als 20 interessierte Personen standen. Wenn man an der Wohnung interessiert war, musste man gleich ein „Bewerbungsformular“ ausfüllen und abgeben. In vielen Fällen muss man sogar angeben, wie viel man verdient bzw. seinen Arbeitsvertrag mitliefern – was ich als ziemlich unverschämt empfand. In Österreich hatte ich so etwas noch nie erlebt. Unter einer so grossen Anzahl an Kandidaten dann ausgewählt zu werden, ist wie ein Lotteriespiel. Ich hatte in der ersten Woche kein Glück – bis ich dann auf www.homegate.ch auf eine Annonce einer Studierenden stiess, die ihre möblierte Wohnung ab sofort für ein Jahr in Untermiete zu vergeben hatte. Ich besichtigte diese – jedoch ziemlich kleine – Wohnung gleich und konnte eine Woche später einziehen. Wow, nun hatte ich einen Job und ein Dach über dem Kopf. Und es kam noch besser: Nach einem Jahr konnte ich die Wohnung auf unbegrenzte Zeit übernehmen.
Mein Tipp bei einem Umzug in die Schweiz: Plane genug Zeit für die Wohnungssuche ein und verliere nicht die Geduld. Auch wenn es lange dauern kann und die Wohnungen hier teuer sind, so hat letztendlich noch jeder etwas gefunden.
Die sprechen schon ziemlich komisch
Als Salzburger, der aus einem kleinen Dorf in den Bergen kommt, habe ich ja auch einen ziemlich starken Dialekt, den nicht jeder versteht. Aber das Schweizerdeutsche war da nochmal ganz anders. Und so war es am Anfang schon schwierig, die Schweizer allesamt zu verstehen. Aber ich muss sagen, dass mir das weniger schwerfiel, als ich es vermutete. Zumindest Züridütsch – das Berndütsch oder Walliserdütsch vollkommen zu verstehen kann immer noch eine ziemliche Herausforderung für mich sein. Was mich heute vor allem stört, ist, dass die Schweizer nach wie vor sofort erkennen, dass ich ein Ausländer bin, sobald ich nur einen Satz sage und dann ins Hochdeutsche – mit Schweizer Färbung natürlich – wechseln. Das gibt mir ein bisschen das Gefühl, hier immer Ausländer zu bleiben. Und das, obwohl wir dieselbe Muttersprache sprechen.
Höherer Lohn, aber auch höhere Kosten
Wenn man als Ausländer in die Schweiz kommt, dann ist man erstmal über die Löhne sehr überrascht – im Positiven. So war es auch bei mir. Ich würde bei einer ähnlichen Position in Österreich um einiges weniger verdienen. Aber nach der ersten Euphorie über die vielen Schweizer Franken kam auch gleich eine Ernüchterung. Zusätzlich zu den hohen Wohnungskosten waren die ersten Einkäufe in den Supermärkten Coop und Migros schon ziemlich ein Schock. Für Lebensmittel zahlt man hier im Vergleich zu Österreich ca. 30 bis 50% mehr. Vor allem Fleisch und Hygieneartikel schlagen heftig zu Buche. Von der Rechnung nach dem ersten Restaurantbesuch möchte ich erst gar nicht reden. Und auch heute noch fällt es mir ab und zu schwer, CHF 15 für einen Cocktail oder CHF 25 für eine Pizza auszugeben, wenn ich daran denke, dass ich in der Heimat gewöhnlich nicht einmal die Hälfte dafür zahle.
Was noch dazukam, waren die Kosten für die Krankenversicherung. In der Schweiz muss man – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, wo sie vom Lohn abgezogen wird – die Krankenkassenprämie aus der eigenen Tasche bezahlen. Die Kosten dafür sind je nach Alter und Wohnort unterschiedlich, doch mindestens CHF 300 pro Monat sollte man schon mal einplanen, wobei ich in meinem Fall einen Selbstbehalt von CHF 1.500 habe. Das heisst, für alle Behandlungs- und Ärztekosten in einem Jahr bis zu dieser Gesamtsumme muss ich selber aufkommen, erst danach zahlt die Krankenkasse. Und dass ich in Zürich in einer der teuersten Städte der Welt gelandet bin, möchte ich auch noch einmal betonen. Dennoch: Ich will mich nicht beschweren, denn es geht mir in der Schweiz gut. 🙂
Aller Anfang ist schwierig
Zu Beginn meiner Schweizzeit stand ich ganz alleine in Zürich und kannte wirklich niemanden. Mein grosses Glück war, dass ich in einem internationalen Konzern tätig war, in dem besonders viele Ausländer angestellt sind. Viele von ihnen waren auch erst vor kurzem in die Schweiz gekommen und auf der Suche nach neuen Kontakten. So konnte ich bald neue Freundschaften schliessen, etwa mit einem Franzosen, einem Italiener, einer Chinesin und einer Japanerin. Mit den Schweizern hat es etwas länger gedauert. Die Schweizer sind im Allgemeinen sehr freundlich und hilfsbereit. Um mit ihnen jedoch Freundschaften zu schliessen, braucht es Zeit, bis sie „auftauen“. Besonders geholfen hat mir, dass ich zum Squashspielen einem Sportverein beigetreten bin. Dort konnte ich einige wirklich nette Schweizer kennenlernen, die ich nun zu meinen guten Freunden zähle.
Alles in allem muss ich sagen, dass ich meinen Schritt, in die Schweiz zu ziehen, keinen Moment bereut habe – auch wenn es am Anfang nicht immer einfach war. Ich fühle mich hier wohl und akzeptiert. Ich geniesse es, mir dank meines Schweizer Gehalts den einen oder anderen zusätzlichen Luxus leisten zu können. Mir macht es Spass, im Sommer in der Mittagspause mal schnell in den Zürichsee zu springen und im Winter spontan in die Berge zu einem Skitag zu fahren. Und so habe ich nicht vor, die Schweiz so schnell zu verlassen.