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Gestaltung von Lebensläufen – die Tipps einer Graphikerin

Der Lebenslauf ist und bleibt das Herzstück einer jeden Bewerbung. Die Graphikerin und Lebenslaufgestalterin der Plattform meincv.ch Daniela Raffl gibt in einem Interview Tipps, wie man sich mit seinem CV von der Menge abheben kann und erzählt, was die No-Gos beim Lebenslauf sind.

Mathias Steger: Als Graphikerin gestalten Sie Lebensläufe. Was ist bei der Gestaltung von CVs besonders wichtig?

Daniela Raffl: Bei der Gestaltung von CVs sind drei Dinge besonders wichtig. Als Erstes, dass der CV wirklich zu der Person passt, die auf dem Foto abgebildet ist, also authentisch ist. Wenn ich Lebensläufe gestalte, nehme ich mir immer Zeit, um ein Gespür dafür zu bekommen, was für eine Person hinter dem Foto steckt (persönliches Gespräch). Zweitens soll der CV natürlich aus der Flut von Bewerbungen hervorstechen, was mich auch gleich zum dritten Punkt bringt, einem persönlichen, jedoch genauso übersichtlichen Lebenslauf. Wie bei so vielem gilt auch hier, weniger ist oft mehr.

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Wie kann man sich mit seinem Lebenslauf von den anderen abheben?

Grundsätzlich hebt sich jeder Lebenslauf von einem anderen ab, da wir aber alle die gleichen Textverarbeitungsprogramme (meist mit den gleichen Vorlagen) benutzen, sehen heute alle Lebensläufe ähnlich aus. Als ersten Schritt hilft es schon, den Lebenslauf aufzuräumen; die meisten CVs sind unnötigerweise viel zu lang. Auch ein Foto kann einen grossen Unterschied machen, eines, auf dem man sich selbstbewusst und natürlich fühlt. Das Foto vom Reisepass sollte nicht für das CV herhalten; man darf etwas wagen, zeigen, wer man ist. Ein Foto vom letzten Strandurlaub sollte es aber auch nicht sein.

Was sind Ihre wichtigsten Tipps für einen Lebenslauf?

Reduzieren und aufs Wesentliche konzentrieren. Es geht nicht darum, alle Stationen der Vergangenheit aufzulisten, sondern hervorzuheben, was gerade relevant ist. Wer schon einmal zum Lebenslauf beraten wurde, hat wahrscheinlich noch den Begriff Unique Selling Point im Kopf, also das, was jemanden von jemand anderem abhebt. Das gilt es hervorzuheben. Ein CV wird im ersten Moment vor allem angeschaut und nicht durchgelesen, das kommt erst als nächstes. Ein Recruiter entscheidet innerhalb von wenigen Sekunden, ob ein Bewerber auf dem Vielleicht- oder Nein-Stapel landet. Das ist ein bisschen so, wie wenn wir an einer Bar stehen und überlegen, ob wir jemanden ansprechen wollen, oder eben nicht, es geht blitzschnell.

Ein CV wird im ersten Moment vor allem angeschaut und nicht durchgelesen, das kommt erst als nächstes.

Macht es dabei einen Unterschied aus, für welche Stelle bzw. für welches Unternehmen ich mich bewerbe?

Ja und nein. Wer frischen Wind in ein Unternehmen bringen will, sollte das in seinem Lebenslauf zum Ausdruck bringen, auch wenn die Branche vielleicht einen eher konservativen Ruf hat. Umgekehrt muss der Lebenslauf von jemandem, der sich in der Kreativbranche bewirbt nicht völlig ausgeflippt sein.

Die meisten gestalten ihren Lebenslauf selbst. Wo bieten Sie da Unterstützung an bzw. was fällt den Jobsuchenden bei der Lebenslauf-Gestaltung am schwersten?

Für viele ist es schwer, sich vorzustellen, was sie von anderen abhebt. In meiner Rolle als Gestalterin habe ich eine aussenstehende und neutrale Perspektive. Das heisst, ich kann manchmal Dinge sehen, die meinem Gegenüber selbst gar nicht so richtig bewusst sind, und das kann hilfreich sein. Mir dient der bisherige Lebenslauf einer Klientin zum Beispiel nicht einfach nur als Textvorlage, sondern zeigt mir, wo ihre Besonderheiten, Schwerpunkte und Stärken liegen. Und die kann ich dann visuell hervorheben. Zusammen mit einem Gespräch habe ich die Basis, um ein CV sozusagen masszuschneidern. In dem Gespräch geht es mir vor allem darum, was für ein Typ mein Kunde ist, das kann ich im Gestaltungsauftrag berücksichtigen.

Was sind Ihrer Meinung nach No-Gos im Lebenslauf?

Geschmäcker sind sehr verschieden, aber dringend abraten würde ich von Folgendem:

  • mehr als 3 Seiten langer CV (auch dann, wenn die Berufserfahrung mehrere Jahrzehnte ausmacht)
  • ein Foto, das aussieht wie vom biometrischen Pass (auf dem wir nicht lächeln dürfen)
  • beliebiges Mixen von Schriftarten-, Grössen, Farben, Verläufen etc.
  • ausgefallene Schriftarten wie Comic-Sans, oder dekorative Schriftelemente wie Word-Art etc.

Was möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern zum Thema Lebenslauf mitgeben?

Ein Lebenslauf ist dann gelungen, wenn wir ihn anschauen und in 10 Sekunden die wichtigsten Infos haben. Ein authentisches Foto und alle relevanten Stichworte im Vordergrund, dann kann das schon ein Aha-Moment für den Betrachter sein. Letztlich ist ein CV wie eine persönliche Visitenkarte, die erahnen lässt, mit wem wir es zu tun haben. Und hin und wieder im Leben bietet eine Jobsuche die Gelegenheit, sich sogar ein bisschen neu zu (er)finden. Da komme ich als Lebenslaufgestalterin ins Spiel.

 

Daniela-Karin Raffl ist Grafikerin und Illustratorin in Zürich. Sie ist Gründerin des Illustrationsstudios Lykkefund Paper (seit 2020). Neu bietet sie auch professionelle und individuelle Lebensläufe mit Wow-Effekt, mehr Infos auf meincv.ch.

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