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Genderspezifische Unterschiede bei der Jobsuche

Jeder und jede geht an die Jobsuche anders heran, aber die unterschiedliche Herangehensweise von Männern und Frauen ist häufig besonders auffällig. Selbstverständlich trifft das nicht auf jeden Mann und jede Frau zu und wir wollen hier keine Klischees bedienen, aber im Grossen und Ganzen gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Jobsuche. Welche Unterschiede gibt es hier genau und wie können Klischees beseitigt werden?

Ein Gastbeitrag von Louise Koeckhoven

Die Gefahr der Klischees

Sowohl für Männer als auch für Frauen gibt es viele Klischees. Als Mann solltest du durchsetzungsfähig und hart sein, am besten Vollzeit arbeiten, Karrieretiger und besonders “hart” sein. Als Frau solltest du eher mitfühlend sein, bist schlecht in Verhandlungen, solltest einen Kinderwunsch haben, Teilzeit arbeiten und im Gesundheitsbereich oder “weicheren” Berufen tätig sein. Die Gefahr dieser Klischees ist, Angst zu schüren, einem Klischee zu entsprechen, das der eigenen Gesellschaftsgruppe zugeschrieben wird. Das führt dann oft dazu, dass man wirklich einem Klischee entspricht, weil man aus Angst und Vorsicht nicht sein volles Potential zeigen kann.

Als Beispiel: Wenn eine Frau sich bewusst ist, dass die meisten Frauen schlechter im Verhandeln sind als Männer, dann könnte sie auch Angst vor ihrer Gehaltsverhandlung haben. Aufgrund dieser Angst wird sie ihrem Chef gegenüber leichter nachgeben, damit das Thema vom Tisch und die unangenehme Situation für sie vorbei ist. Das Gleiche gilt für einen Mann, der in seinem Arbeitsumfeld seine weiche Seite nur selten zeigen wird.

Das Ergebnis ist, dass Ängste vor Klischees die Klischees sogar noch verstärken und wir daher die gläserne Decke, die eine bestimmte Gruppe betrifft, nicht durchbrechen können. Du solltest weniger Angst vor dem Klischee haben, das der eigenen Gesellschaftsgruppe zugeschrieben wird, und diese Energie eher dafür aufwenden, dich selbst besser kennen zu lernen (denn du bist mehr als deine Gesellschaftsgruppe) und diese Selbsterkenntnis nutzen, um dein volles Potenzial auszuschöpfen.

Wie man Klischees bei der Jobsuche beseitigt

Eine Studie hat ergeben, dass sich Frauen gewöhnlich nur für einen Job bewerben, wenn sie 100% der Anforderungen in der Jobbeschreibung erfüllen. Männer hingegen bewerben sich bereits, wenn sie 60% der Kriterien für den Job erfüllen. Ausführliche Jobbeschreibungen mit vielen Anforderungen schrecken Frauen daher oftmals ab. Sie werden immer eine oder zwei Anforderungen entdecken, die sie nicht erfüllen und sich daher erst gar nicht bewerben.

Man könnte meinen, dass Männer daher schneller eine Stelle bekommen. Studien haben gezeigt, dass sich Männer für mehr Positionen bewerben als Frauen, allerdings bekommen Frauen eine Stelle schneller, wenn sie sich einmal dafür beworben haben. Siegt in dieser Frage also die Quantität über die Qualität? Eine andere Studie zeigt jedoch, dass sich Männer im Vergleich zu Frauen eher für eine Stelle bewerben, die einen Aufstieg oder eine interne Beförderung ermöglichen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass beide Geschlechter die gleichen Möglichkeiten haben, einen Job zu finden, aber eine Beförderung oder ein Aufstieg ist oftmals Männern vorbehalten, während Frauen eher lineare Schritte unternehmen.

Um diesen Gender-Unterschied in den Griff zu bekommen, sollten sich alle Beteiligten dafür einsetzen. Frauen sollten sich auch auf für Jobs bewerben, bei denen sie einen Grossteil (und nicht zwangsmässig alle) der Anforderungen erfüllen, und sollten sich überlegen: “Kann ich die restlichen Anforderungen in ein paar Monaten lernen?” Wenn das der Fall ist, dann sei mutig und bewirb dich! Männer sollten sich nur für Jobs bewerben, für die sie auch qualifiziert sind. Arbeitgeber sollten die Anforderungen in den Jobbeschreibungen reduzieren, damit sich ebenso viele Männer wie Frauen für die Stelle bewerben.

Jobsuche am Arbeitsplatz – wer macht das und wer nicht?

Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat ergeben, dass die Jobsuche am Arbeitsplatz davon abhängt, ob man verheiratet ist und Kinder hat. Verheiratete Frauen mit Kindern neigen nicht dazu, einen Job zu suchen, während sie angestellt sind; dabei spielen auch Alter und Anzahl der Kinder eine Rolle. Alleinerziehende Mütter hingegen neigen genauso wie ledige Frauen dazu, sich nach einer neuen Herausforderung umzuschauen. Bei Männern besteht diesbezüglich kein nachgewiesener Zusammenhang zwischen ihrem Status (Single, verheiratet, mit oder ohne Kinder).

Wie können wir dieses Muster durchbrechen? Nun, es hat wohl einiges mit der Sicherheit und der Flexibilität des aktuellen Arbeitsplatzes zu tun. Es ist angenehmer und weniger beängstigend, wenn du an deinem aktuellen Arbeitsplatz bleibst, dich an keinen neuen Arbeitsalltag anpassen und einen neuen Vertrag unterzeichnen musst, und somit behalten kannst, was du ohnehin schon hast. Das solltest du jedoch ändern, wenn du an deinem aktuellen Arbeitsplatz nicht mehr zufrieden bist und wirklich glücklich in deinem Job sein möchtest. Sei ehrgeizig und selbstsicher und wage diesen Schritt! Schau dich nach einem grossartigen neuen Job um und hol ihn dir dann!

Unterschiedliche Nutzung von Plattformen

Diese Infografik von Medreps.com zeigt, dass Männer generell traditionellere Jobplattformen für ihre Jobsuche nutzen als Frauen. Frauen konzentrieren sich eher auf ihre externen Netzwerke wie Freunde und Familie oder kleinere Webseiten, während Männer eher auf interne Geschäftskontakte und offizielle Webseiten setzen. Was mich allerdings überrascht hat, ist, dass Männer eher Social Media und andere Kanäle nutzen, während Frauen sich eher nur auf eine Plattform konzentrieren. Da haben wir es wieder: Quantität über Qualität.

Ich würde sowohl Männern als auch Frauen raten, Jobportale genau so zu nutzen wie das eigene Netzwerk und die Social-Media-Profile, um so die Jobchancen zu erhöhen. Das bedeutet einen gewissen Aufwand, aber dafür erreichst du dann mehr Leute und verpasst weniger Gelegenheiten.

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