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Flexible Arbeitszeiten: das sollten Mitarbeitende beachten

Flexible Arbeitszeiten und Gleitzeit werden immer beliebter. Auch wenn Arbeitszeitmodelle mit freier Zeiteinteilung viele Freiheiten ermöglichen, so gibt es ein paar Dinge, die man darüber wissen sollte. Erfahre hier, was du als Mitarbeitende/r auf rechtlicher Seite in der Schweiz beachten musst und wie du am besten mit Gleitzeiten umgehst.

Inhaltsverzeichnis

Mehr als 80% der Schweizer*innen wünschen sich flexible Arbeitszeiten

Bei der «Global Talent Study», welche die Arbeitsgewohnheiten und -bedürfnisse von Arbeitnehmenden in mehr als 190 Ländern analysiert hat, haben 84% der Menschen in der Schweiz angegeben, dass sie sich flexible Arbeitszeiten wünschen. Im Gegensatz dazu wünschen sich nur 16% der Bevölkerung fixe Arbeitszeiten. Aufgrund dieses Ergebnisses kann davon ausgegangen werden, dass eine Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten bei den Arbeitgebern immer mehr zum Thema wird.

Was bedeutet flexible Arbeitszeit?

Flexible Arbeitszeit bedeutet im Gegensatz zur fixen Arbeitszeit, dass die Mitarbeitenden bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit eine gewisse Flexibilität haben. Oft ist es so, dass vom Arbeitgeber Blockzeiten festgelegt werden, also Zeiten, an denen du unbedingt deinen Job erledigen musst. Es könnte also sein, dass deine Blockzeiten von 09:00 bis 11:00 und von 14:00 bis 16:00 Uhr sind und du den Rest deiner Arbeitszeit frei wählen darfst. Du kannst also früher starten und dafür auch früher aufhören, oder mal eine längere Mittagspause machen. Es gibt unterschiedliche Gleitzeitmodelle, etwa Flexibilität innerhalb einer Woche oder auch innerhalb eines Jahres bei der sogenannten Jahresarbeitszeit.

Flexible Arbeitszeit bedeutet in den meisten Fällen nicht, dass du bei der Einteilung deiner Arbeitszeit komplett frei bist. Vielfach wird in den Arbeitszeit-Reglements der Arbeitgeber festgelegt, wann du deine Arbeit verrichten kannst und wann nicht (beispielsweise in der Nacht oder an Sonn- und Feiertagen). Ausserdem solltest du unbedingt mit deinem/r Vorgesetzten besprechen, wie flexibel genau du bei der Einteilung deiner Arbeitszeit bist.

Gesetzliche Vorgaben bei flexiblen Arbeitszeiten

Auch wenn flexible Arbeitszeiten für dich bedeuten, dass du dir die Arbeitszeit selber einteilen kannst, so gilt es dabei einiges zu beachten. Besonders wichtig sind die rechtlichen Vorschriften und die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten bzw. die Höchstarbeitszeit pro Woche.

Vorgeschriebene gesetzliche Ruhezeit

Egal, ob du fixe oder flexible Arbeitszeiten bei deinem Job hast, so gilt, es gesetzliche Pausenzeit und das Arbeitszeitgesetz zu beachten. Arbeitest du an einem Tag mehr als 5.5 Stunden, musst du dazwischen irgendwann mindestens 15 Minuten Pause einlegen. Bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden beträgt die verpflichtende Pausenzeit mindestens 30 Minuten und bei mehr als 9 Stunden Arbeitszeit musst du mindestens eine Stunde Pause nehmen. Achte also darauf, dass du dir diese Pausen auch in Anspruch nimmst; nicht nur weil es verpflichtend ist, sondern weil du dich durch Pausen von der Arbeit erholen solltest. Durcharbeiten ohne Pause ist nicht erlaubt. Diese Pausen zählen auch nicht zu deiner Arbeitszeit.

Höchstarbeitszeit pro Woche

Bei gleitender Arbeitszeit musst du darauf achten, dass es in der Schweiz eine wöchentliche Höchstarbeitszeit gibt. Dabei spielt es eine Rolle, welcher Tätigkeit du nachgehst bzw. in welchem Betrieb du tätig bist. Hast du einen Job in einem Industriebetrieb, darfst du maximal 45 Stunden pro Woche tätig sein. Dasselbe gilt bei technischen Angestellten, Büropersonal und Verkaufspersonal in Grossbetrieben des Detailhandels. Für alle anderen Arbeitnehmer*innen gilt eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 50 Stunden.

In einigen Ausnahmen kann gesetzliche erlaubte Höchstarbeitszeit pro Woche überschritten werden. Dies geht beispielsweise in Betrieben mit grossen saisonalen Schwankungen, wobei der Halbjahresdurchschnitt dann wieder nicht über der gesetzlich erlaubten Höchstarbeitszeit liegen darf. Hier ist vor allem die Hotellerie und Gastronomie zu erwähnen.

Sonntags- und Feiertagsarbeit

An Sonn- und Feiertagen gelten anderen Regelungen. An diesen Tagen werden Arbeitszeiten etwa doppelt gerechnet oder besser bezahlt. Daher solltest du bei deiner «normalen» Tätigkeit nicht an Sonn- oder Feiertagen arbeiten, auch nicht, wenn du die Gleitzeit hast. Möchtest du an einem Sonn- oder Feiertag bzw. in der Nacht arbeiten, solltest du das unbedingt mit deinem Arbeitgeber abstimmen. Anders ist es natürlich, wenn dich das Unternehmen bittet, an einem Sonn- oder Feiertag tätig zu sein, beispielsweise aufgrund einer besonderen Veranstaltung. Im Übrigen haben viele Arbeitgeber in ihrem Arbeitszeit-Reglement festgelegt, dass die Arbeitszeit nicht auf einen Sonn- oder Feiertag gelegt werden kann. Auch die Nacht wird oft als Möglichkeit für flexible Arbeitszeiten ausgeschlossen.

Tipps bei flexibler Arbeitszeit 

Life-Work-Balance nicht vergessen

Flexible Arbeitszeitmodelle sind eine gute Gelegenheit für dich, deine persönliche Arbeitszeit so festzulegen, dass du die Freizeit deinen persönlichen Bedürfnissen anpassen kannst. Es besteht aber auch Gefahr, dass man sich aufgrund von Gleitzeit überarbeitet, weil man etwa vergisst, die Arbeitszeiten genau zu dokumentieren auch am Abend oder sogar am Wochenende in die Mailbox schaut und Mails beantwortet, obwohl man die Wochenarbeitszeit eigentlich schon überschritten hat. Es ist also wichtig, dass du nicht deine Work-Life-Balance vergisst. Am besten nimmst du dir fixe Zeiten vor, an denen du nicht arbeitest.

Arbeitszeit genau dokumentieren

Wenn man keine fixen Arbeitszeiten hat, arbeitet man sozusagen, wenn immer es passt bzw. gerade notwendig ist. Das kann jedoch auch dazu führen, dass man den Überblick über seine geleistete Arbeitszeit verliert. Achte also darauf, dass du dir deine Arbeitszeiten aufschreibst, auch wenn du am Abend schnell mal eine halbe Stunde ein paar E-Mails beantwortest. Bei vielen Unternehmen muss die Arbeitszeit sowieso dokumentiert werden: Dies soll nicht der Kontrolle dienen, sondern ein Schutz der Mitarbeitenden sein, um die gewünschten Arbeitszeiten nicht zu überschreiten.

Arbeitgeber informieren

Bevor du dir deine Arbeitszeit selber einteilst, solltest du dies unbedingt mit dem Arbeitgeber besprechen. Ist Gleitzeit bei euch erlaubt oder sogar erwünscht? Steht in deinem Arbeitsvertrag diesbezüglich etwas oder gibt es interne Richtlinien? Achte darauf, ob es Blockarbeitszeiten gibt, an denen du arbeiten musst. Informiere auch dein Team über deine ungefähren Arbeitszeiten. Hier gilt die Regel: Besser mehr mit dem Arbeitgeber und dem Team besprechen, um so eventuelle Probleme zu vermeiden.

Vorsicht bei Überstunden bei flexiblen Arbeitszeiten

Auch wenn du aufgrund von gleitenden Arbeitszeiten in einer Woche mehr Stunden machst als deine vereinbarte Wochenarbeitszeit, heisst das nicht, dass du aufgrund dieser Mehrstunden Überstunden gemacht und daher Anspruch auf Überstundenentgelt hast. Die Idee der Gleitzeit besteht darin, dass du deine Plus- oder Minusstunden innerhalb eines gewissen Zeitraumes ausgleichst. Wenn deine Wochenarbeitszeit dauerhaft höher ist als die vereinbarte Arbeitszeit, solltest du mit deinem Arbeitgeber besprechen, ob es eine Möglichkeit der Bezahlung von Überstunden gibt.

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