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Das solltest du über Temporärstellen wissen
Befristete Anstellungen sind in der Schweiz keine Seltenheit. Aktuell sind rund 15 Prozent aller ausgeschriebenen Stellen zeitlich begrenzt, so das Ergebnis der JobCloud Market Insights. Dabei können Temporärstellen eine gute Übergangslösung sein bzw. den Weg für eine unbefristete Stelle ebnen. Was ist bei Temporärstellen zu beachten?
Chancen und Risiken von Temporärstellen
Es gibt immer vielfältigere Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen – vor allem flexibler. Möchtest du zum Beispiel eine Zeit ohne fixen Job überbücken oder einmal in kürzerer Zeit verschiedene Unternehmen kennen lernen, dann kannst du das in Form einer befristeten Beschäftigung tun. Jedoch können die Temporärstellen in der Schweiz auch Risiken mit sich bringen: Gerade wenn Unternehmen sparen müssen, wird bei temporären Mitarbeitenden häufig kein neuer Arbeitsvertrag abgeschlossen.
Anteil an befristeten Stellen steigt deutlich
Temporäre Beschäftigungen sind insbesondere am Stellenmarkt der Industrie und Baubranche nach wie vor weit verbreitet. Doch mittlerweile arbeitet der grösste Teil der Temporärangestellten nicht mehr in diesen Branchen, sondern in Dienstleistungsunternehmen wie zum Beispiel im Gesundheitssektor. Zudem ist das Ausbildungsniveau unter den temporären Mitarbeitern deutlich angestiegen.
Das heisst, auch bei befristeten Stellen in der Schweiz werden oft spezifische Kenntnisse gefordert. Wobei Temporärstellen im oberen Bereich der Beschäftigungspyramide am Stellenmarkt noch keine grosse Rolle spielen. Allerdings kann man dahingehend vor allem bei Banken und in der Pharmabranche eine zunehmende Nachfrage beobachten.
Ansteigend ist ebenfalls der Anteil der jungen Erwachsenen in der Schweiz, die immer öfter nur eine befristete Stelle antreten. So nahm laut einer Umfrage des Kaufmännischen Verbands (KV) der Anteil befristeter Arbeitsverträge unter den 15- bis 24-Jährigen in den vergangenen Jahren von 18 auf 23% zu. Besonders ausgeprägt ist das im kaufmännischen Bereich. Dieser Umfrage zufolge erhalten zwischen 35 und 40 Prozent der befragten Absolventen einer kaufmännischen Lehre nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Experten empfehlen daher, zunächst mit einem temporären Job zu beginnen und sich währenddessen für eine unbefristete Stelle attraktiv zu machen.
Tücken der Temporärarbeit
Diese hohe Zahl an befristeten Arbeitsverträgen ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits erhalten zum Beispiel Lehrabgänger eine weitere Berufserfahrung, aber andererseits bedeutet dies für die Betroffenen eine unsichere Arbeitssituation.
Auch Arbeitssuchende liebäugeln immer mehr mit einer Temporär-Beschäftigung. Für die Michael-Page-Group Schweiz sind zwei Drittel der Stellensuchenden davon überzeugt, dass sie mit einem befristeten Job ihre eigenen Fähigkeiten erweitern oder neue Erfahrungen sammeln können.
Unterschiede zwischen befristeten und unbefristeten Stellen
Etwa jeder zweite erhofft sich mit einem temporären Arbeitsverhältnis die Chance einer späteren Festanstellung. Aber Vorsicht: Wenn du dich für einen befristeten Job entscheidest, erhältst du nicht die gleichen Bedingungen wie bei einem unbefristeten Job. Das musst du beachten:
Obwohl gemäss OR 320 Abs. 1 ein Arbeitsvertrag keiner besonderen Form bedarf, ist es anzuraten, auch gerade bei einem befristeten Arbeitsverhältnis einen Arbeitsvertrag in schriftlicher Form abzufassen. Das heisst, er kann zwar auch durch stillschweigendes Verhalten oder mündlich zustande kommen, jedoch ist im Streitfall eine Beweisführung mit einem schriftlichen Vertrag leichter zu erbringen.
Befristete Arbeitsverträge beinhalten im Grunde keine Möglichkeit, frühzeitig aus einem Job auszusteigen. Wenn du eine andere Regelung möchtest, solltest du mit dem Arbeitgeber über eine Klausel zum Thema Kündigung verhandeln. Wenn du versuchen willst, ohne eine solche Klausel aus einem befristeten Arbeitsvertrag auszusteigen, kannst du von deinem Arbeitgeber auf Schadenersatz verklagt werden.
Das Aneinanderreihen von befristeten Arbeitsverträgen beim gleichen Arbeitgeber mit unterschiedlichem Vertragsbeginn (Kettenarbeitsverträge) ist nicht zulässig.
Zudem ist es empfehlenswert, eine Probezeit für den Job zu vereinbaren, da diese bei Temporärstellen üblicherweise nicht vorgesehen und von Gesetz her nicht verpflichtend ist.
So kann der befristete Arbeitsvertrag unbefristet werden
Sollte deine Aufgabe nach Ablauf der festgelegten Beschäftigungsdauer noch nicht beendet sein und du arbeitest als befristeter Angestellter ohne neue Vereinbarung weiter, so wandelt sich der befristete Arbeitsvertrag automatisch in einen unbefristeten um. Die Konsequenz: Bei einer Kündigung müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die gesetzlichen Kündigungsfristen befolgen.
Wenn der Arbeitgeber mit dem Mitarbeitenden besonders zufrieden ist, kommt es in der alltäglichen Praxis relativ häufig vor, dass aus einer befristeten Stelle eine unbefriste wird.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Bitte beachte: Weil es bei einem befristeten Arbeitsvertrag keine Möglichkeit der Kündigung gibt, ist auch vom Gesetzgeber kein Kündigungsschutz vorgesehen! Das bedeutet, dass das Beschäftigungsverhältnis auch dann endet, wenn ein Mitarbeitender erkrankt oder eine Mitarbeiterin schwanger wird.
Falls der Arbeitgeber den Lohnzuschlag für Überstunden nicht geregelt hat, gelten die gesetzlichen Bestimmungen. Das heisst, 25 Prozent Lohnzuschlag pro Überstunde.