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Bedeutung, Vorteile und Möglichkeiten lebenslangen Lernens
Als lebenslanges Lernen bezeichnet man die Bereitschaft, sich Veränderungen in Berufs- und Privatleben zu stellen, dabei neugierig zu bleiben und das persönliche und berufliche Umfeld aktiv mitzugestalten. Doch warum wird dem Konzept des lebenslangen Lernens so viel Wert beigemessen?
Was versteht man unter lebenslangem Lernen im Beruf?
Lebenslanges Lernen bedeutet mehr, als nach dem Schulabschluss ein Studium abzuschliessen und später ab und zu die obligatorische Fortbildung zu besuchen. Schliesslich können weder Schule noch Ausbildungs- oder Studienstätte all das Wissen vermitteln, das man braucht, um sich im späteren Berufsleben durchsetzen zu können.
Indem man kontinuierlich dazulernt und Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen erweitert, bleibt man flexibel und anpassungsfähig und kann berufliche Herausforderungen besser bewältigen. Die Idee ist, dass Mitarbeiter:innen während ihres gesamten Berufslebens lernen, um ihre eigene und die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens zu erhalten.
Dank des durchlässigen und gut aufeinander abgestimmten Schweizer Bildungssystems erfolgt die Vermittlung beruflicher Kompetenzen hierzulande auf verschiedenen Ebenen:
- formale Bildung und Abschlüsse (Sekundarstufe II und Tertiärstufe): Man lernt nach klar definierten Zielen und erhält dafür Zeugnisse und Urkunden.
- berufsorientierte Weiterbildung: Man lernt strukturiert bei Fort- und Weiterbildungen oder im (Fern-)Studium und erhält dafür in der Regel ein Zertifikat oder Ähnliches.
- informelles Lernen: Man lernt ohne pädagogische Begleitung, etwa durch das Lesen von Fachliteratur, den Austausch und Learning-by-Doing am Arbeitsplatz, bei Vorträgen oder Messen.
Durch die sogenannte «berufsorientierte Weiterbildung» haben Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit, ihre Kompetenzen jederzeit zu aktualisieren oder zu erweitern. Vorhandene berufliche Qualifikationen können erneuert oder vertieft, neue Qualifikationen können erworben werden. Ein Beispiel hierfür sind IT-Kurse, die dazu dienen, sich Know-how in neuen IT-Tools anzueignen. In Zeiten der Digitalisierung ist dies unerlässlich, um sich schnell an die sich verändernden Anforderungen anzupassen.
Warum lebenslanges Lernen so lohnenswert ist
Das Konzept des lebenslangen Lernens lässt sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Zum einen sind da Unternehmen und Arbeitgeber, die ein Interesse daran haben, dass ihre Mitarbeiter:innen stets über das nötige Wissen verfügen, das sie befähigt, ihre Arbeit auszuüben. Hier spielt es eine Rolle, dass Globalisierung und Digitalisierung für zunehmende Veränderungen in der Wirtschaft sorgen und diese in immer kürzeren Abständen verändern. Mitarbeiter:innen, die nicht bereit sind, sich weiterzubilden, werden abgehängt beziehungsweise fallen hinter die Konkurrenz zurück. Aus diesem Grund unterstützen immer mehr Unternehmen Bildungsangebote für ihre Angestellten. Das Know-how und die Fähigkeiten, die so hinzugewonnen werden, sind eine Investition in die Zukunft und direkt für Umsatzsteigerungen verantwortlich.
Doch auch die Mitarbeiter:innen profitieren vom lebenslangen Lernen. Schliesslich haben sie durch spezielle Angebote die Möglichkeit, ihr Wissen immer wieder zu erweitern und Expert:innen in bestimmten Bereichen zu werden. Auf diese Weise qualifizieren sie sich nicht nur für neue Aufgaben und Tätigkeitsfelder beim aktuellen Arbeitgeber, sondern verbessern auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Nicht zuletzt trägt lebenslanges Lernen damit zur sozialen Sicherung und zum Schutz vor Arbeitslosigkeit bei. Denn: Wer sich weiterbildet, bleibt flexibel für Veränderungsprozesse und so attraktiv für den Arbeitsmarkt.
Ein grosser Vorteil lebenslangen Lernens für Arbeitnehmer:innen: Immer mehr Arbeitgeber legen Wert auf Soft Skills und die Bereitschaft zur Weiterbildung. Längst sind formale Bildungsabschlüsse nicht mehr das wichtigste Argument bei der Arbeitsplatzsuche. Persönliche Kompetenzen, die abseits von Schule und Studium erworben wurden, haben einen positiven Einfluss auf die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmenden. Auch die Kompetenz der:s Einzelnen zum lebenslangen Lernen wird wichtiger. Schliesslich benötigen Unternehmen qualifiziertes Personal, um im Wettbewerb zu bestehen. Wer bereit ist, sich stetig weiterzubilden, wird den Ansprüchen des modernen Arbeitsmarkts gerecht und verbessert damit seine Chancen bei der nächsten Bewerbung.
Das bedeutet: Arbeitssuchende und Personen, die sich nach einer neuen Stelle umsehen, sollten ihre Weiterbildungen und beruflichen Qualifikationen unbedingt im Lebenslauf erwähnen. Auf diese Weise geben sie potenziellen Arbeitgebern einen Einblick in ihre Lernbereitschaft und ihr Engagement. In den CV wie auch ins Anschreiben gehören also alle relevanten Kompetenzen und wahrgenommenen Bildungsangebote.
Lernerfolge steigern aber nicht nur den persönlichen Marktwert, sondern haben auch andere Vorteile. Studien zeigen, dass das Erreichen von Lernzielen glücklich macht und damit die Motivation erhöht. Erfolgserlebnisse beim Wissenserwerb wirken sich positiv auf Selbstbewusstsein und Gefühle von Selbstwirksamkeit aus. Zudem treten Menschen, die ihre Kompetenzen und Stärken kennen, souveräner auf und haben weniger Ängste bezüglich ihrer Stelle und Leistung.
Nicht zuletzt hält Lernen agil und das Gehirn fit. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass durch lebenslanges Lernen das Allgemeinwissen grösser wird. Die Chance wächst, sich sozial einzubringen – etwa bei Meetings oder in der Kaffeepause – und neue soziale Kontakte zu knüpfen.
Wie fördert der Staat das lebenslange Lernen?
Der Bund und die Sozialversicherungen investieren rund 500 Millionen Franken jährlich in die Weiterbildung von Arbeitnehmer:innen. Basis ist das im Jahr 2017 in Kraft getretene Weiterbildungsgesetz, das als Rahmengesetz dient und Grundsätze für die Weiterbildung definiert. Es sieht Finanzhilfen von etwa vier Millionen Franken pro Jahr für Weiterbildungsorganisationen und die Förderung der Kantone in diesem Bereich vor.
Darüber hinaus gibt es Spezialgesetze, die den grössten Teil für Weiterbildung auf Bundesebene finanzieren. Dazu zählen neben dem Berufsbildungsgesetz unter anderem auch das Sportförderungsgesetz, das Landwirtschaftsgesetz und das Ausländer- und Integrationsgesetz. Umfangreiche Mittel für die Weiterbildung bringen aber auch die Sozialversicherungen sowie die Kantone und Gemeinden auf.
Ein Beispiel für eine Initiative, die sich dem lebenslangen Lernen verschrieben hat, ist die nationale Sensibilisierungskampagne #LifelongLearning der Stiftung «digitalswitzerland» und des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV). Ziel des Programms ist es, die Bedeutung lebenslangen Lernens und insbesondere von Weiterbildungen für digitale Kompetenzen zu betonen. So soll das Bewusstsein für diese Themen bei Arbeitnehmer:innen, aber auch Arbeitgebern, gestärkt werden. Bis heute haben schon rund 170 Schweizer Arbeitgeber eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben und sich verpflichtet, ihren Mitarbeiter:innen lebenslanges Lernen zu ermöglichen.
Wer sollte lebenslanges Lernen in Anspruch nehmen?
Lebenslanges Lernen eignet sich im Grunde für jede:n, sowohl für berufstätige Personen als auch Menschen, die kurz vor dem Berufseinstieg stehen. Personen, die in der Lehre tätig sind, profitieren beispielsweise von Informationen über neue Entwicklungen in ihren jeweiligen Fachbereichen. Andere müssen in der Lage sein, sich schnell neuen Anforderungen anzupassen und sind daher darauf angewiesen, sich regelmässig mit neuen Tools und Technologien vertraut zu machen.
Mehr denn je und in fast allen Arbeitsbereichen gilt heute, dass die menschliche Produktivität von neuen Technologien abhängt. Auch ältere Arbeitnehmer:innen sind aufgefordert, sich mit Smartphones und PCs und dem modernen Kommunikationsverhalten auszukennen. Unabhängig von ihrem Alter und Dienstalter, ihrer Ausbildung und beruflichen Perspektive tun Erwerbstätige gut daran, Weiterbildungsprogramme wahrzunehmen.
Welche Optionen für die lebenslange Weiterbildung gibt es?
Im Arbeitsalltag selbst, aber auch neben dem Beruf, ergibt sich immer wieder die Möglichkeit, Neues zu lernen und sich weiterzubilden. Die geringsten Hürden bieten wahrscheinlich das Lesen von Fachliteratur sowie der Austausch und das Lernen von Kolleg:innen.
Welche Optionen infrage kommen, hängt natürlich auch von den zeitlichen Ressourcen ab. Wer mehr Zeit aufbringen kann und vom Arbeitgeber unterstützt wird, kann zum Beispiel an Onlinekursen oder berufsbegleitenden Studiengängen teilnehmen, Fachkonferenzen oder -vorträge besuchen.
Natürlich kann es eine echte Herausforderung darstellen, sich zusätzlich zu den alltäglichen Anforderungen fortlaufend weiterzubilden. Daher ist es unumgänglich, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter:innen bei den entsprechenden Bemühungen unterstützen und ihnen ein motivierendes Umfeld bieten, das Weiterentwicklung zulässt und fördert.
Fazit: Die Bedeutsamkeit lebenslangen Lernens
Studien zeigen, dass das lebenslange Lernen immer wichtiger wird und gerade in der digitalen Transformation eine bedeutende Rolle spielt. Angesichts der fortschreitenden Automatisierung sowie der demografischen Entwicklung in der Schweiz steigt der Fortbildungsbedarf der Erwerbstätigen stetig an. Neben einer soliden Schulausbildung braucht es Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen, um sozialen Aufstieg und Inklusion zu gewährleisten und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu erhalten. Weiterbildungen und Ähnliches ermöglichen den Lernenden die erfolgreiche Teilnahme am Berufsleben. Dabei machen vor allem die Digitalisierung und technische Innovationen lebenslanges Lernen unumgänglich für alle, die den beruflichen Anschluss nicht verlieren wollen. Die Bedeutung des lebenslangen Lernens erstreckt sich aber auch auf den privaten und persönlichen Bereich. Denn egal, ob man persönliche Interessen oder berufliche Ziele verfolgt – lebensbegleitendes Lernen trägt zur Erfüllung und Zufriedenheit der Einzelnen bei. Es kommt dem natürlichen Trieb des Menschen entgegen, zu forschen und zu wachsen, und motiviert ihn, sich Ziele zu setzen und die eigene Lebensqualität zu verbessern.