Arbeitsrecht | Arbeitszeugnis
Was muss ich bei meinem Arbeitszeugnis beachten?
Krach mit dem Chef, unterfordert im Job, zu wenig Lohn oder ungenügende Leistungen deinerseits – es gibt viele Gründe eine Firma zu verlassen – aus eigenem Wunsch oder „in gegenseitigem Einverständnis“. Doch egal ob der Chef sauer auf dich ist, du hast Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Das Gemeine daran ist, dass es auf den ersten Blick sehr schwierig ist, zwischen guter und schlechter Beurteilung zu unterscheiden, denn die Formulierungen werden ganz fein – aber entscheidend – angepasst. Diese hauchzarten aber absichtlichen Unterschiede nennt man „Codierung“. Wir zeigen dir, welche Codierungen es gibt, damit du weißt, wie gut dein Arbeitszeugnis wirklich ist.
Warum ist das so?
Es ist gesetzlich geregelt, dass ein Arbeitszeugnis das „Wirtschaftliche Vorankommen“ einer Person nicht behindern darf. Gleichzeitig schreibt der Gesetzgeber vor, dass das Arbeitszeugnis der Wahrheitspflicht unterliegt, also keine Flunkereien enthalten darf. Das bringt den Arbeitgeber natürlich in eine Zwickmühle, wenn er ein schlechtes Zeugnis ausstellen muss. Denn einerseits darf er nicht schreiben, wie schlecht die Person gearbeitet hat, oder warum man ihr gekündigt hat – und auf der anderen Seite muss das Zeugnis der Wahrheit entsprechen. Was ist also die meistangewendete Lösung: das Arbeitszeugnis zu „codieren“.
Was bedeutet codieren?
Beim Codieren spielen – anders als der Name vielleicht vermuten lässt – Zahlen keine Rolle. Ebenso wenig ist es ein Passwort oder ähnliches. Codieren bedeutet, dass die Formulierungen so gewählt werden, dass der Interpretationsspielraum weit bleibt. Diesen Interpretationsspielraum verwenden die Arbeitgeber, um den Spagat zwischen Wahrheit und Kritik zu meistern und unterschwellig – eben „codiert“ – die negativen Qualitäten mitzuteilen. Auch das Fehlen von Leistungen oder sozialen Kompetenzen wird von einigen Personalleuten als codiert wahrgenommen.
Hier einige Beispiele von Codierungen in Arbeitszeugnissen:
Diese ganze Codierungs-Geschichte ist aber mit Vorsicht zu geniessen, da sich viele Vorgesetzte damit nicht auskennen und wider besseren Wissens bestimmte Formulierungen verwenden
Kann ich das Arbeitszeugnis korrigieren lassen?
Falls dein Arbeitszeugnis dich aufgrund einmaliger Vorfälle oder Umstände charakterisiert, kannst du Einspruch erheben. Grundsätzlich versucht man in einem ersten Schritt, die Meinungsverschiedenheit in einem klärenden Gespräch zu regeln. Der genaue Ablauf sähe dann so aus:
- Auf einer Kopie vom Arbeitszeugnis kannst du die Stellen markieren, die dir nicht richtig erscheinen und gleichzeitig eine neue Formulierung vorschlagen.
- Wenn deiner Meinung nach Passagen im Arbeitszeugnis fehlen, kannst du sie hinzufügen.
- Damit deine zusätzlichen Formulierungen wirklich richtig eingefügt sind, solltest du sie zur Sicherheit noch von einer Fachperson kontrollieren.
- Mit der neuen Version von deinem Arbeitszeugnis gehst du zu deinem Arbeitgeber und verhandelst die Endversion aus, die für beide Parteien stimmt.
Falls ihr euch bei dieser Aushandlung nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen könnt, kannst du rechtliche Schritte einleiten. Erkundige die beim Friedensrichteramt deines Wohnortes über die benötigten Formalitäten.