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Algorithmen in der Kandidatenauswahl – 5 Tipps im Umgang mit Bewerbersoftware

In Zukunft werden mehr als 70% der Firmen eine Software für die Selektion von zukünftigen Mitarbeitenden einsetzen, heisst es in einem aktuellen Artikel der Bertelsmann Stiftung, zu aufwändig sei das manuelle Prüfen Hunderter Bewerbungsdossiers. Ob es den Bewerbern gefällt oder nicht: Die Nutzung von Algorithmen in der Personalwahl ist mittlerweile Standard. Hier ein paar einfache Tipps, wie du als Bewerber mit dem maschinellen Filtern der Bewerbungen klarkommst, nicht gleich aussortiert wirst und so deine Chancen erhöhst, auf dem richtigen Stapel zu landen!

Ein Gastbeitrag von Irmtraud Lang

Softwaretools und Suchalgorithmen vereinfachen das Aussortieren und legen den Unternehmen nur die Bewerber mit den geforderten Qualifikationen zur Sichtung vor. Interessant ist, dass mehr als 50% der Bewerber ein solches Vorgehen ablehnen. Die Sorge, nicht individuell wahrgenommen zu werden, in einer Auswahl nur eine Nummer zu sein, sich einem Auswahlalgorithmus gegenüber zu sehen, erfüllt viele Bewerber mit Misstrauen. So kannst du als Bewerber dafür sorgen, dass deine Bewerbungen nicht durch irgendwelche Software aussortiert wird, bevor sie ein Mensch zu Gesicht bekommt.

1. Sei dir bewusst, wann und wie Algorithmen angewendet werden

Spätestens, wenn deine Bewerbung nicht per Mail entgegengenommen, sondern über eine Software hochgeladen wird, bist du in einem Rekrutierungstool gelandet. Dir ist nicht bekannt, wer die Bewerbungen entgegennimmt und beurteilt. In der Ausschreibung sind keine Namen von entsprechend Verantwortlichen hinterlegt. Deine Bewerbung wird von einem internen oder externen Rekrutierzentrum ausgewertet. Vielleicht auch von einer Software. Recruiter und die angewendeten Softwaretools arbeiten mit Checklisten und oft fehlt ein vertieftes Verständnis für die Stelle. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, deine Erfahrungen und (ehemaligen) Arbeitgeber näher zu beschreiben, denn ohne Beschreibung fehlt oft das Verstädnis dafür.

2. Volles Augenmerk auf den Lebenslauf

Algorithmen sind keine Monster, sondern massgeschneiderte Werkzeuge, die Informationen auslesen und nach einem definierten Muster verarbeiten. Wichtig für dich zu wissen: Die Algorithmen, die derzeit in der Personalselektion im Einsatz sind, verfügen über KEIN Textverständnis: Ein geschickt formuliertes Anschreiben ist deshalb oft wertlos. Auch Motivationsschreiben oder dergleichen werden kaum funktionell ausgelesen. Packe deshalb ALLE Informationen und Schlüsselwörter, die für die Stelle relevant sind, in das Hauptdokument: den Lebenslauf. So stellst du sicher, dass du von der Software nicht gleich aussortiert wirst.

3. Konzentriere dich auf die geforderten Dokumente, Achtung bei Anhängen!

Lege nur die geforderten Dokumente der Bewerbung bei. Viele Anhänge vergrössern die Datenmenge und werden deshalb von den Systemen nicht immer angenommen. So elegant es ist, Anschreiben, Lebenslauf und Dokumente in einem pdf-Dokument zusammenzuzufügen, mach dir bewusst, dass in einem pdf-Dokument NUR die Info ausgelesen wird, die aus einem Word-File erstellt wurde. Zeugnisse sind Bilddokumente, die einer Software sehr wenig inhaltliche Infos zu deiner Bewerbung geben. Die Information aus Zeugnissen ist damit im System nicht verfügbar. Wesentliche dort enthaltene Informationen zu Tätigkeiten und Erfahrungen müssen deshalb immer im Lebenslauf eingebaut sein. Vertraue nicht darauf, dass das jemand im Zeugnis nachlesen wird.

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4. Benenne deine Fähigkeiten wie im Stelleninserat und in der passenden Sprache

Recruiting Software agiert mit Checklisten und Stichworten. Die Information aus deinem Lebenslauf wird in die dafür vorgesehenen Infokästen eingelesen. Ist das Stelleninserat auf Englisch, müssen es auch deine Bewerbungsdokumente sein. Passe also auf mit Übersetzungen von Ausbildungen und Fachbegriffen! Nützlich ist ein hochstandardisierter Lebenslauf. Wichtig ist, dass du deine Fähigkeiten branchenüblich benennst. Idealerweise genauso, wie sie in der Beschreibung der Stelle und auf der Firmenhomepage verwendet werden. Wenn zum Beispiel ein Abschluss oder die Tätigkeit als «Chemist» gefordert ist sollte dieser Begriff genauso vorkommen. Der Jobtitel «Analytical Scientist small molecules» wird dann nicht erkannt, obwohl der Fachmann wüsste, dass das fast nur ein Chemiker sein kann.

5. Achtung bei automatisierten Vorfragen

Kurz bevor du deine Bewerbung abschicken kannst, kommen im Bewerbungssystem oft noch automatisierte Fragen. Diese sind mit meist mit ja-nein zu beantworten, selten mit Text. Achtung: Diese Fragen geben Punkte und katapultieren dich entweder auf den richtigen Stapel oder ins Out. Typische Punktefragen sind Sprachkenntnisse, geordnet in internationale Standards. Zum Beispiel «Deutsch B2 Level» ja oder nein? «Verfügen Sie über eine gültige Arbeitsbewilligung in der Schweiz?», oder Begriffe aus der Fachwelt: «Haben Sie mit HPLC gearbeitet», «Haben Sie Kenntnis von GMP Regularien». Du kannst davon ausgehen, dass es sich um Knock-out-Fragen handelt. Deshalb gehst du hier am besten aufs Ganze und holst ein Maximum raus, ohne zu schwindeln. An den Fragen merkst du auch schon, wo die Schwerpunkte liegen. Vielleicht nicht bei deinen Stärken? Notiere dir die Fachfragen und lege sie zu deinen Bewerbungsnotizen. Diese werden in einem nächsten Kontakt garantiert wiederkommen. Und spätestens dann solltest du wie aus der Pistole geschossen korrekt mit entsprechenden Beispielen darauf antworten!

Weiterhin viel Spass beim Bewerben!

Dr. Irmtraud Lang ist Chemikerin und seit 20 Jahren in der Personalvermittlung für die Pharma-Branche tätig. Mit Beiträgen und Blogartikeln gibt sie weiter, was sie gesehen, erfahren und gelernt hat. Sie bietet Kandidaten damit die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und vom ersten Moment an eine Bewerbung ins beste Licht zu rücken. Mehr unter: www.gloorlang.com

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