Job Coach > «Gute Bewerbungsfotos entstehen im Teamwork»

«Gute Bewerbungsfotos entstehen im Teamwork»

In der Bewerbung will man sich von seiner besten Seite zeigen. Dazu gehört neben einem guten Motivationsschreiben und einem rechten Lebenslauf auch ein Bewerbungsfoto, das die Persönlichkeit des Bewerbers betont. Damit das Bewerbungsfoto gelingt, lässt man es am besten von einem Profi machen. Was die Voraussetzungen für ein gutes Bewerbungsfoto sind und wie man sich darauf vorbereitet, verraten wir dir im Interview mit Dirk Letsch, Partnerfotograf von CV Pics Zürich.

Ben Seiler: Was braucht es für ein gutes Bewerbungsfoto?

Dirk Letsch: Ein gutes Bewerbungsfoto entsteht im Teamwork. Was sind deine Bedürfnisse? Was sind deine Problemstellen? Was möchtest du zeigen? Warum hast du das Gefühl, du hast es auf diesen Bildern noch nicht gezeigt? Was ist mein Gefühl als Fotograf, was du noch mehr zeigen könntest? Wenn man an diesen Punkten zusammenarbeitet und das Fotoshooting im gemeinsamen Prozess mit den Kunden durchläuft, findet man normalerweise eine gute Lösung – mit einem guten Bewerbungsfoto als Ergebnis.

Fotograf Dirk Letsch im Studio für Bewerbungsfotos

Fotografiert die Stellensuchenden von ihrer besten Seite: CV Pics Fotograf Dirk Letsch.

Ich habe einen vollen Terminkalender, also gehe ich zuerst zum Frisör und komme dann mit dem frischen Haarschnitt direkt zum Shooting für das Bewerbungsfoto.

Lieber nicht. Wir raten unseren Kundinnen und Kunden, eine Woche vor dem Fototermin zum Frisör zu gehen, damit sie sich an die neue Frisur gewöhnen können. Das macht das Foto lockerer – und ausserdem besteht so nicht die Gefahr, dass man, obwohl man mit der Frisur unzufrieden ist, zum Fototermin kommt oder den Termin absagen muss.

Die Frisur beim Bewerbungsfoto ist ein wichtiges Thema – wie weit greifst du in das Hairstyling ein?

Bei den Frisuren geben wir gerne Tipps, doch mit den Händen greifen wir nicht in die Frisuren ein. Waschen, Föhnen und Stylen wie beim Coiffeur oder ein komplettes Umstyling ginge uns zu weit. Da wir die Bilder zusammen mit den Kunden fortwährend anschauen, sehen sie meist selber, wie die Frisur wirkt oder ob es noch eine Änderung braucht – dann geben wir gerne unsere Tipps dazu. Wichtig ist, dass die Frisur passt und sich die Person optimal präsentiert, denn um das geht es. Wir wollen niemanden zu etwas machen, was er oder sie nicht ist.

Merken

Wir wollen niemanden zu etwas machen, was er/sie nicht ist.

Was soll man der Frisur unbedingt vermeiden?

Ich finde es immer schade, wenn die Frisur das halbe Gesicht verdeckt. Denn wir wollen beim Bewerbungsfoto so viel Gesicht wie möglich zeigen – das wirkt selbstbewusster. Darum am besten die Haare aus dem Gesicht nehmen und den Blick freilegen.

Ich habe vor lauter Aufregung meine Styling-Produkte zuhause vergessen und ohne Gel / Haarspray kann ich meine Haare nicht bändigen – was mache ich nun?

Das macht nichts. Zur Not haben wir einige Basic-Styling-Produkte, mit denen man noch kurz die Haare etwas zurechtmachen kann oder – und das gilt auch für Männer – glänzende Hautstellen mit transparentem Puder wegpudern kann.

Wieviel Make-up sollen Frauen für ihr Bewerbungsfoto auftragen?

Mit dem Make-up beim Fotoshooting ist es wie mit Gewürzen beim Kochen. Mit einer guten Basis macht man nichts verkehrt. Falls es nach dem ersten Probieren doch zu fade ist, kann man nochmals nachwürzen. Das heisst, mit einer guten Foundation und etwas Make-up kommen, und falls man nach den ersten Bildern merkt, dass es zu wenig ist, nochmals nachschminken. Wer überschminkt ist, riskiert, sich zu stark zu inszenieren. Aber es gibt auch Ausnahmen: Im Kreativbereich hatte ich eine Kundin, die einen knallig roten Lippenstift zu einem schlichten weissen Oberteil trug. Das war klasse, weil es zur Branche der Kundin passte.

Bezüglich Ankleide: Kann man mehrere Outfits mitnehmen?

Ich habe oft Leute mit zwei unterschiedlichen Outfits hier, wobei sie meistens eines lieber tragen und das andere mehr zur Etikette der offenen Stelle passt. Wir probieren dann beide Outfits aus und meistens sind dann die Fotos in jenem Outfit besser, in dem man wohler fühlt. Wir haben ein geräumiges Bad, in dem man sich umziehen und im Spiegel den letzten Schliff geben kann. Doch ein Outfit-Wechsel braucht Zeit. Je grösser das Paket, das man bucht, desto mehr Zeit hat man, um unterschiedlichere Outfits auszuprobieren. Das Bewerbungsfoto Basis-Paket mit 15 Minuten reicht kaum für zwei Outfits, bei den grösseren Paketen hat man da schon mehr Spielraum.

bewerbungsfoto im fotostudio von cvpics

Das optimale Bewerbungsfoto entsteht bei Dirk Letsch im Zusammenspiel mit dem Kunden.

Darf die Lesebrille mit auf das Bewerbungsfoto?

Dazu gibt es eine einfache Faustregel: Trägst du deine Brille täglich und wirst sie auch in Zukunft bei der Arbeit tragen, dann kommt sie auch mit aufs Bewerbungsfoto. Trägst du sie jedoch nur ab und zu und bist auch häufiger mit Kontaktlinsen unterwegs, lässt du die Brille beim Bewerbungsfoto besser weg. Eine Brille auf dem Bewerbungsfoto als Accessoire zu tragen, empfehlen wir nicht – wir machen ja schliesslich Bewerbungsfotos und keine Verkleidungsfotos.

Kommt ein Lächeln auf dem Bewerbungsfoto immer besser an?

Wie ein altes Sprichwort schon sagt: Mit einem Lächeln gewinnt man mehr Freunde als mit einem langen Gesicht. Das ist auch beim Bewerbungsfoto nicht anders. Wir möchten beim Bewerbungsbild zwei Seiten zeigen: Die seriöse, professionelle und selbstbewusste und die zugängliche, offene, sympathische Seite – und die bringt man nun mal mit einem Lächeln am besten rüber. Das Lächeln sollte dabei unbedingt authentisch sein – sobald mans faked, sieht’s komisch aus.

Und soll ich meine Zähne zeigen oder nicht?

Es gibt einige Kunden, die sagen, sie wollen lieber keine Zähne zeigen. Das kann ich in fast allen Fällen nicht verstehen. In einem Fall hatten wir einen Herrn Ende 30 mit einer Zahnspange, da konnte ich das nachvollziehen. Wer beim Lächeln naturgemäss den Mund öffnet und seine Zähne zeigt, sollte das auch beim Bewerbungsfoto machen. Leute, die zwanghaft ihren Mund zusammenzupressen, bekommen ein verkniffenes Gesicht – und strahlen dies entsprechend auch so aus.

Nach dem Foto ist ja bekanntlich noch nichts entschieden – wie stark werden die Fotos im Nachhinein noch bearbeitet?

Wir machen eine sanfte Retusche. Das heisst, wir glätten das Hautbild, entfernen kleinere Hautunreinheiten, beseitigen starke Schatten unter den Augen und löschen einzelne ausgebrochene Haare. Wenn die Zähne sehr stark gelb sind, korrigieren wir auch das. Uns ist immer wichtig, dass der Mensch und die Persönlichkeit auf den Bildern erkennbar bleiben – und nicht das retuschierte Bild.

Was ist der Unterschied zwischen einem Bewerbungsfoto und einem Social-Media-Foto?

Ich denke bei Social-Media-Fotos ist man freier bei der Gestaltung. Nichtsdestotrotz könnte man auch in einem klassischen Setting, wie wir es hier haben, Fotos machen, die ein bisschen lockerer und frischer sind und sich gut für das soziale Profil eignen.

Ist es okay, wenn ich für mein Social-Media Profil mein Bewerbungsfoto einfach schwarzweiss mache?

Der Fotograf in mir sagt, dass es besser ist, absichtlich Schwarzweissfotos zu fotografieren – um bessere Licht- und Kontrastverhältnisse zu schaffen. Persönlich denke ich aber, dass die Schwarzweiß-Färbung eine Praxis ist, die okay ist. Und wenn das Bild in schwarzweiss gut aussieht – Warum nicht?

Und wenn ich mit meinen Bewerbungsfotos am Schluss unzufrieden bin?

Glücklicherweise ist das bisher noch nie der Fall gewesen. Da wir während dem Fotoshooting die Fotos immer wieder zusammen mit den Kunden anschauen, können wir die Fotos zusammen entwickeln. So lassen sich während dem Shooting Kleinigkeiten anpassen, damit schlussendlich beide Seiten mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Merken

Fotografen im Studio bereit für Bewerbungsfotos

Merken

Ähnliche Beiträge

Bewerbungsfoto im Lebenslauf: Zeige dein Gesicht
Die 6 wichtigsten Tipps für deinen Lebenslauf