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Zwischen den Jahren schaffen – yay oder nay?
Wenn in wenigen Wochen Weihnachten gefeiert wird, bist du vielleicht froh, ein paar Tage nicht schaffen zu müssen. Doch nicht jede:r möchte seine Zeit mit der Familie verbringen, sondern zwischen den Jahren konzentriert und ruhig arbeiten. Lohnt es sich, zwischen den Jahren zu schaffen und welche Vor- und Nachteile solltest du bedenken? Unser Artikel klärt auf und informiert dich über die wichtigsten Arbeitsrichtlinien in der Schweiz, wenn es um deine Urlaubsansprüche und das Arbeiten an Feiertagen geht.
Schaffen nach Weihnachten? Keine einfache Frage!
Die moderne Arbeitswelt hat dafür gesorgt, dass immer mehr Arbeitnehmer:innen auch zu eigentlichen Ruhezeiten tätig sind. Ob am Sonntag oder Feiertagen, zwischen Home-Office und dem wirtschaftlichen Druck durch die Konkurrenz gibt es genügend Gründe, unabhängig von Tag oder Saison fleissig zu bleiben. Dies gilt erst recht nach Weihnachten, um in den letzten Tagen des Jahres das neue Geschäftsjahr optimal vorzubereiten.
Die Vorlieben einzelner Arbeitnehmer:innen und ganzer Betriebe gehen hier weit auseinander. Für manche ist das Arbeiten aus familiären oder persönlichen Gründen kaum denkbar, vielleicht willst auch du dir ein paar ruhige Tage im privaten Kreis gönnen. Manche Betriebe schliessen bewusst in der letzten Woche des Jahres und geben ihrer Belegschaft keine andere Möglichkeit, als ein paar Urlaubstage zu nehmen. Oder es wird komplett durchgezogen und du musst dich individuell entscheiden, ob du freihaben willst oder nicht. Für beide Seiten gibt es gute Argumente.
Zwei grosse Vorteile nutzen
Deine Firma macht keine Betriebsferien und du denkst darüber nach, in den letzten Tagen des Jahres deiner Arbeit nachzugehen? Vor allem diese beiden Vorteile unterstützen dich bei deiner Entscheidung:
Ruhe und Fokus beim Arbeiten
Selbst wenn du schaffen gehst, wird das für einen grossen Teil deiner Kolleg:innen nicht gelten. So entsteht eine ruhigere und entspanntere Arbeitsatmosphäre, in der du mit vollem Fokus und Konzentration allen Arbeiten nachgehen kannst. Ideal, wenn über die letzten Wochen und Monate einiges liegengeblieben ist und du mit einem leeren Schreibtisch ins neue Jahr gehen möchtest.
Einzelne Aufgaben und Projekte wie der Jahresabschluss bieten sich an, um in den letzten Tagen des Jahres in aller Ruhe erledigt zu werden. Wenn du dich hier zum Schaffen motivieren kannst, wirst du diesen Aufgaben und Pflichten entspannt nachkommen können und musst sie nicht mit ins neue Jahr hineinnehmen – ein unverkrampftes Fokussieren auf neu anstehende Projekte inklusive.
Vorsprung für das neue Jahr
Nicht nur in deinem Unternehmen selbst kann es sich bezahlt machen, die «Altlasten» wie den Jahresabschluss nicht mit ins neue Jahr übernehmen zu müssen. Auch gegenüber der Konkurrenz kannst du dir wortwörtlich einen Vorsprung erarbeiten und mit einer klaren Struktur und optimalen Vorbereitung die Produktivität deines Unternehmens verbessern. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass diese Vorbereitung nicht mit diversen Absprachen unter Kolleg:innen verbunden ist, die gerade alle in den Ferien sind.
Die Situation auf dem Schweizer Arbeitsmarkt steht im Vergleich zu den europäischen Nachbarn zwar weiterhin für eine niedrige Arbeitslosenquote und attraktive Gehaltsaussichten. Dennoch ist die Zahl der Arbeitslosen in jüngster Vergangenheit erkennbar grösser geworden. Steigende Energie- und Lebenshaltungskosten machen auch vor Schweizer Bürger:innen nicht halt und sorgen in vielen Branchen für einen höheren Druck, sich besser für die kommenden Geschäftsjahre aufzustellen. Es ergibt deshalb Sinn, sich noch im alten Jahr strategisch auf die kommenden Monate vorzubereiten und alle «Hausaufgaben» zu erledigen, mit denen die Konkurrenz erst im neuen Kalenderjahr anfängt.
Die drei wichtigsten Nachteile
Du möchtest nicht zwischen den Jahren schaffen und ein paar ruhige Tage nach Weihnachten geniessen? In vielen Fällen ist es sinnvoll, Ferien wie deine Kolleg:innen zu nehmen und sich ausreichend Freizeit nach einem anstrengenden Arbeitsjahr zu gönnen. Die grössten Nachteile beim Schaffen zwischen den Jahren sind:
Fehlende Ruhe und Erschöpfung ohne Pausen
Jeder Mensch braucht Pause. Wer dauerhaft unter Strom steht und nur die Arbeit im Mittelpunkt des Lebens sieht, wird langfristig die Folgen spüren. Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder der gefürchtete Burnout sind auch in der Schweiz keine Seltenheit. Gerade in der kalten und dunklen Jahreszeit ist das Risiko grösser, unter der Last des Arbeitslebens zu leiden, wenn der drohenden Erschöpfung nicht mit ausreichend Ruhe entgegengesteuert wird.
Die Zeit zwischen den Jahren ist ideal, um einen Schritt zurückzutreten und sich bewusst zu machen, dass es eine Welt ausserhalb des Arbeitslebens gibt. Wenn die meisten Kolleg:innen in den Ferien sind und eine kommunikative Zusammenarbeit nicht möglich ist, liegt der beste Zeitpunkt zum eigenen Abschalten vor. Wenn du hier zur Ruhe kommst und richtig abzuschalten weisst, wirst du im neuen Jahr mit noch grösserem Elan loslegen können.
Eingeschränkte Zusammenarbeit durch fehlende Kolleg:innen
Die moderne digitale Arbeitswelt lebt vom Teamwork und einer direkten Absprache untereinander. Viele Aufgaben und Prozesse wirst du nicht mehr alleine voranbringen können, ohne Feedback von Kolleg:innen zu erhalten oder auf ihren Beitrag zum Projekt zu warten. Ist ein grosser Teil der Belegschaft deines Unternehmens zwischen den Jahren im Urlaub, wird es für dich kaum lohnen, selbst schaffen zu gehen.
Wie stark dies deine Arbeit beeinflusst, hängt natürlich von der Branche, deinen Aufgaben und den persönlichen Freiheiten bei der täglichen Aufgabengestaltung ab. Bedenke jedoch auch, dass viele Kund:innen und Business-Partner:innen ebenfalls in den Ferien sind, sodass auch die externe Absprache erheblich eingeschränkt ist.
Freunde und Familie bleiben auf der Strecke
Weihnachten ist mehr als der Heilige Abend und ein oder zwei Feiertage danach. Gerade für Familien ist die Woche nach dem Weihnachtsfest am besten geeignet, um Zeit miteinander zu verbringen und das alte Jahr ausklingen zu lassen. Dies gilt genauso für den Freundeskreis, der sich vielleicht schon auf ein gemeinsames Silvester mit einer tollen Party freut.
All dies würdest du nicht oder nur eingeschränkt erleben, wenn du zwischen den Jahren wie gewohnt schaffen gehst. Zwar ist gerade bei jungen Arbeitnehmer:innen der Besuch der Familie zu Weihnachten keine Selbstverständlichkeit mehr. Doch hier sollte die Arbeit nicht als Ausrede verstanden werden, um festliche Traditionen oder das familiäre Zusammensein nicht erneut aufleben zu lassen.
Was sagt das Schweizer Arbeitsrecht?
Kannst und sollst du zwischen den Jahren überhaupt in der Schweiz schaffen? Die Arbeitsrichtlinien geben hier klare Einblicke. So sind Betriebsferien eine obligatorische Praxis in vielen Branchen, etwa in der Industrie und dem Handwerk. Das Unternehmen muss die betriebliche Schliessung zwischen den Jahren frühzeitig ankündigen, damit sich die Belegschaft hierauf einstellen kann. Oft steht ein direktes Interesse dahinter, dem Personal eine komplette Woche Erholung zu gönnen.
Beachte hierbei deinen jährlichen Ferienanspruch, der für Arbeitnehmer:innen älter als 20 Jahren bei mindestens vier Wochen liegt. Die Betriebsferien zwischen den Jahren werden von diesem Anspruch abgezogen, sodass du effektiv weniger Anspruch zur freien Verfügung hast. Kläre dies frühzeitig ab, beispielsweise bei einem Einstellungsgespräch.
So werden Feiertage in der Schweiz vergütet
Die offiziellen Regelungen für Ferien und Feiertage legen fest, dass alleine der 1. August als Nationalfeiertag ein vom Unternehmen zu vergütender Feiertag ist. Für alle weiteren Feiertage hängt es vom Kanton ab, ob du eine Vergütung für die Arbeit an den entsprechenden Tagen erhältst oder nicht. Hierbei können die Kantone bis zu acht zusätzliche Tage bestimmen.
Sofern du einen Monatslohn bekommst, wirst du diesen in gewohnter Weise erhalten, selbst wenn du ein oder mehrere Tage für deine Ferien nutzt. Für einen Stundenlohn ist explizit auf eine Regelung im Arbeitsvertrag zu achten. Ansonsten kann es passieren, dass du an einem Feiertag arbeitest und hierfür keinen Lohn erhältst.
Deine Rechte und Ferienansprüche
In der Schweiz sind im Regelfall zwei Wochen deiner Ferienansprüche an einem Stück zu nehmen. Zusammen mit den möglichen Betriebsferien bleiben nur noch wenige Tage zur freien Verfügung für dich bestehen. Zwar kommen viele Arbeitgeber:innen der Belegschaft mit zusätzlichen Ansprüchen entgegen, diese müssen jedoch explizit in deinem Arbeitsvertrag zu finden sein. Für die Wahl deiner Urlaubstage müssen Arbeitgeber:innen deine Wünsche und Vorlieben berücksichtigen, nur in extremen betrieblichen Situationen kann deinem Antrag nicht stattgegeben werden.
Teilzeit und flexibles Arbeiten als Optionen
Ob nach Weihnachten oder mitten im Jahr, ein flexibler Arbeitsmodus oder Teilzeit können Alternativen zum kompletten Stillstand des Betriebs sein. In vielen Branchen ist dies zwischen den Jahren sogar üblich, beispielsweise um eine Service-Hotline zu betreiben oder als Notdienst verfügbar zu sein. Mit diesen Arbeitsformen kannst du einen Mittelweg zwischen Erholung und Engagement gehen. Wie Teilzeit in diesen speziellen Situationen vergütet wird, solltest du ebenfalls gesondert im Arbeitsvertrag mit deinem Unternehmen festlegen.
Fazit zum Schaffen zwischen den Jahren
Selbst wenn du keine grossen weihnachtlichen Traditionen mehr feierst, etwas Ruhe zwischen den Jahren ist allen Arbeitnehmer:innen gegönnt. Nutze die Zeit zwischen den Jahren, um dich zu entspannen und dich auf die Herausforderungen des Arbeitslebens im neuen Jahr vorzubereiten. Durch die offiziell angeordneten Betriebsferien hast du in vielen Fällen ohnehin keine Wahl. Wenn du trotzdem arbeiten willst und hierfür eine adäquate Vergütung erwartest, sollte dies frühzeitig abgesprochen und in deinem Arbeitsvertrag festgehalten werden.
Das Bild oben wurde von unserem Designer mithilfe eines KI-Tools erstellt. 🧑🎨 🤖