Vor der Bewerbung | Jobsuche
7 Tipps, wie du wirklich Einblicke in die Firmenkultur gewinnst
«Geld ist nicht alles» – wie wahr dieser Spruch ist, hast du vielleicht schon selbst in ein oder mehreren Jobs erfahren müssen. Zwischen nörgelnden Vorgesetzten, tratschenden Kolleg:innen und permanentem Leistungsdruck ist ein vernünftiges Arbeiten kaum möglich. Auch wenn sich jedes Unternehmen gegenüber Bewerber:innen von der besten Seite präsentieren möchte, die wahre Firmenkultur kannst du bereits im Vorfeld erkennen. Unser Artikel gibt dir praktische Tipps, wie du authentische Einblicke gewinnst, um bei der kommenden Jobsuche nicht ins nächste Fettnäpfchen zu treten.
Die Bedeutung der Firmenkultur für deine Jobzufriedenheit
Viele Stunden pro Woche bist du von den Menschen an deinem Arbeitsplatz umgeben, und dies über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Neben den Anforderungen, die dein Job und die Branche mit sich bringen, sind ein gutes Klima am Arbeitsplatz und ein gutes Auskommen mit Mitarbeiter:innen und Vorgesetzten unerlässlich. Zusammen mit den gelebten Werten und der Umgangsweise mit Kundschaft und Business-Kontakten lässt sich dies unter dem Begriff «Firmenkultur» zusammenfassen.
Gerade junge Unternehmen sind bemüht, eine von Respekt und Offenheit geprägt Kultur zu etablieren. Der Vorsatz alleine reicht jedoch nicht aus. Eine offene Fehlerkultur und ein fairer Umgang miteinander setzen voraus, dass alle Kolleg:innen an einem Strang ziehen. Der Anspruch an eine positive Firmenkultur und die tagtägliche Umsetzung können zudem weit auseinanderklaffen.
Um nicht mit Bauchschmerzen zur Arbeit zu gehen und dauerhaft zufrieden mit deinem Job zu sein, muss eine authentisch positive Firmenkultur gegeben sein. Unsere 7 Tipps geben dir wertvolle Anhaltspunkte, wie du dies vor der Unterschrift deines Arbeitsvertrags überprüfen kannst.
1. Was verrät die Website eines Unternehmens über seine Kultur?
Dein erster Blick bei Interesse an der Firmenkultur eines Unternehmens sollte auf die Website gehen. Neben sachlichen Informationen zur Firma und ihren Leistungen solltest du nach Informationen zu Visionen und Werten des Unternehmens suchen. Dass diese auf der Website zu finden sind, zeigt schon einmal, dass sich die Firma bewusst mit dem Thema Firmenkultur und -werten auseinandergesetzt hat.
Natürlich sollten hier nicht nur «warme Worte» stehen. Prüfe in Ruhe, ob das Gesamtbild der Website zu den getätigten Aussagen passt. Ein Beispiel: Manche Unternehmen rühmen sich mit flachen Hierarchien und betonen, wie wertvoll jedes einzelne Teammitglied ist. Wenn im «Team»-Bereich jedoch nur Fotos der Geschäftsführer zu finden sind und für die Mitarbeiter:innen alleine Raum für Name und E-Mail-Adresse bleibt, klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.
Übrigens: Authentisch präsentierte Werte und Visionen solltest du ernst nehmen. Wenn du dich nicht mit den Aussagen des potenziellen Arbeitgebers auf seiner Website identifizieren kannst, dürftest du auch im Arbeitsalltag Schwierigkeiten bekommen, die Firmenkultur zu leben.
2. Insider-Wissen nutzen: Wie Netzwerke dir die Wahrheit zeigen können
Immer mehr Firmen betreiben ein aktives Employer-Branding und nutzen hierfür soziale Netzwerke. Dies ist grundsätzlich von Vorteil, da du über Plattformen von Xing über LinkedIn bis zu Facebook direkt mit echten Mitarbeiter:innen des Unternehmens in Kontakt treten kannst. Zwar steckt bei solchen «Influencer:innen» der Segen des Arbeitgebers dahinter. Trotzdem kannst du indirekt erkennen, welchem Typus Arbeitnehmer:in das Unternehmen sein Vertrauen für diese Aufgabe ausgesprochen hat.
Noch nützlicher ist es natürlich, Mitarbeiter:innen selbst über soziale Netzwerke zu recherchieren und sich über ihr Profil Einblicke vom Arbeitsleben zu verschaffen. Wer hier in seinen privaten Postings tagtäglich den Feierabend herbeisehnt oder regelmässigen Streit mit den Kolleg:innen andeutet, verrät mehr über die Firmenkultur, als ihm oder ihr bewusst ist
Wenn du mutig genug bist, kannst du über Social Media natürlich auch den direkten Kontakt zu aktuellen Angestellten suchen und deine Fragen stellen. Auch wenn niemand seine:n Chef:in oder Arbeitsplatz schlechtreden möchte – manchmal geben ausweichende Antworten die besten Einblicke.
3. Bewertungsplattformen und Mitarbeiterfeedback: Zwischen den Zeilen lesen
Plattformen zu Bewertungen von Arbeitgebern sind ebenfalls online etabliert und geben dir wertvolle Hinweise zur Firmenkultur. Einträge dieser Art sind allerdings mit Vorsicht zu lesen. So werden hier häufig Kommentare von ehemaligen Angestellten zu finden sein, die noch einmal über das frühere Unternehmen herziehen möchten. Ob diese dabei an einer schlechten Firmenkultur oder persönlichen Schwächen gescheitert sind, wird aus den Kommentaren nicht sofort deutlich.
Hier hilft es, beim Feedback aktueller und früherer Mitarbeiter:innen zwischen den Zeilen lesen zu können. Beschreibungen des Arbeitsalltags können zeigen, wie gut die Unterstützung im Team wirklich ist. «Eigenverantwortliches Arbeiten» kann auch bedeuten, dass es wenig Unterstützung von den direkten Vorgesetzten gab oder gibt. Neben einzelnen Worten oder Formulierungen hilft es, die gesamte Stimmung eines Postings zu erfassen – dieses wird dir schnell ein positives oder negatives Gefühl geben.
4. Fragen im Vorstellungsgespräch: So erkennst du die echte Firmenkultur
Du wurdest zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und hast dich von deiner besten Seite gezeigt? Gegen Ende eines Gesprächs ist es üblich, dass dir die Geschäftsführung oder Personaler:innen eigene Fragen erlaubt. Nutze diese Gelegenheit, um die Firmenkultur bewusst zur Sprache zu bringen.
Offene Fragen nach alltäglichen Abläufen und der Kommunikation miteinander sind genauso erlaubt wie Einblicke in die Hierarchiestruktur oder die Wertschätzung der Mitarbeiter:innen. Neben den reinen Antworten wirst du aus einem Zögern oder längeren Überlegen herleiten können, dass manche Firmen keine direkten Vorstellungen von ihren Werten haben oder bestimmte Tatsachen beschönigen möchten.
Übrigens: Beim richtigen Arbeitgeber kann dein Nachfragen sogar positiv als echtes Interesse und eine starke Bewerberpersönlichkeit gewertet werden. Halte deshalb nicht mit deinen Fragen zurück, um aus erster Hand etwas über die Firmenkultur zu erfahren.
5. Warum Obstkörbe und «Wir sind eine Familie» Red Flags sind
Beim Stöbern durch Stellenanzeigen wirst du einige Klassiker finden, die als Benefits oder Stärken eines Unternehmens präsentiert werden. Hierzu gehört das gelebte Wir-Gefühl genauso wie der Obstkorb oder Kaffeeautomat als kostenloses Benefit. Wenn dies die betonten Stärken eines Unternehmens sind, ist höchste Vorsicht angeraten.
Die genannten Extras und Formulierungen findest du bei einer Vielzahl von Unternehmen und deuten nur auf eins hin: Hier hat sich die Unternehmensführung noch nicht bewusst mit der eigenen Firmenkultur und dem echten Interesse aktueller und zukünftiger Mitarbeiter:innen befasst. Stattdessen werden Sätze verwendet und vermeintliche Benefits präsentiert, die schon vor 20 Jahren so nicht mehr funktioniert haben. Eine gute Firmenkultur steht für einzigartige Extras, derer sich das Unternehmen auch bewusst ist – und die im Wortlaut in jede Stellenanzeige einfliessen dürften.
6. Social-Media-Durchblick: Unternehmen authentisch erleben
Die meisten Firmen nutzen Social Media für ihr Online-Marketing und geben mehr oder weniger regelmässig Einblicke in den Betriebsalltag. Aufmachung und Inhalte von Postings in Social Media sind jedoch grundverschieden. Manche Firmen nutzen das Medium als reine Werbeplattform, um sich von der besten Seite zu präsentieren. Andere geben tiefere Einblicke und erlauben einen «Blick hinter die Kulissen».
Beispielsweise wirst du bei einem Interview mit aktuellen Mitarbeiter:innen merken, ob Fragen und Antworten eher gescriptet daherkommen oder ein authentisches Gespräch in einer entspannten Atmosphäre stattgefunden hat. Vielleicht stellt das Unternehmen sogar einige «Bloopers» von Interviews oder anderen Berichten ins Netz. Je weniger Hochglanz und künstliches Werben um deine Gunst, desto authentischer und ehrlicher werden soziale Einblicke in die echte Firmenkultur entstehen.
7. Firmenevents und öffentliche Auftritte: Die ungeschminkte Unternehmenskultur
Letztlich sind Messen und Firmenevents die ideale Plattform, um hautnah mit Mitarbeiter:innen des Unternehmens ins Gespräch zu kommen. Ob Berufs- oder Firmenmesse, eine positive Präsentation mit einem werblichen Charakter liegt allen Teilnehmer:innen am Herzen. Dies heisst jedoch nicht, dass auf ein paar persönliche Worte zwischendurch verzichtet werden müsste. Hier werden Angestellte den einen oder anderen Einblick geben, den sie sich im Rahmen der Messepräsentation nicht erlauben würden.
Messen und Events bringen zudem einen unschlagbaren Vorteil mit sich: Du kannst ein Team deines potenziellen Arbeitgebers direkt bei der Arbeit beobachten. Schnell lässt sich erkennen, wie der Umgang miteinander ist. Wirken die Teammitglieder gestresst? Herrscht eine Angst vor, Fehler zu machen? Wird über Kolleg:innen eher hergezogen oder gibt es eine positive Unterstützung? Dies und mehr zeigt, was dich selbst erwarten würde, wenn du ein Teil des Ganzen wärst.
Tipps und Fazit zum Thema Firmenkultur
Neben allen genannten Plattformen und Kontaktpunkten zu einer Firma ist der wichtigste Ratschlag: Ein einzelner Eindruck sollte nicht gleich zu einem Urteil führen. Nimm dir Zeit, Informationen aus verschiedenen der genannten Kanäle einzuholen und vertraue auf die Aussagen und Worte möglichst verschiedener Menschen. Hieraus kannst du ein Gesamtbild herleiten, wie es um die Firmenkultur bestellt ist und ob diese zu deinen Vorstellungen eines guten und spannenden Arbeitsplatzes passt.
Bei allem Marketing erkennen immer mehr Firmen: Spätestens in der ersten Arbeitswoche würde die Wahrheit über die Firmenkultur ans Licht kommen. Und die Hemmschwelle, den Arbeitgeber zu wechseln, ist bei vielen Angestellten gering. Leiste deshalb deinen Anteil, dich umfassend über die verschiedenen Firmenkulturen zu informieren – immer mehr Betriebe werden dir hierbei offen und transparent entgegenkommen.
Das Bild oben wurde von unserem Designer mithilfe eines KI-Tools erstellt. 🧑🎨 🤖