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14 Chef-Phrasen entschlüsselt – was dein Boss wirklich meint, wenn er diese Dinge sagt
Manchmal scheint es so, als lebten Vorgesetzte auf einem anderen Planeten. Da wundert es nicht, dass sie auch eine andere Sprache sprechen. Ihr Vokabular ist gespickt mit Buzzwords und nur selten meinen sie auch wirklich das, was sie sagen – sofern sich die Phrasen überhaupt übersetzen lassen. Doch keine Sorge – wir helfen dir dabei mit einem kleinen Deutsch-Boss-Sprachkurs. Hier lernst du die 14 am häufigsten durch Schweizer Büros hallenden Phrasen und was sie wirklich bedeuten.
Warum spricht mein:e Chef:in in Rätseln?
Keiner kommt als Chef:in auf die Welt. Klar, es gibt einige geborene Anführer:innen, aber viele müssen sich ihre Führungsqualitäten erarbeiten. Wer in der Chefetage einzieht, besucht vorher etliche Seminare sowie Workshops und hatte ausserdem genug Zeit, sich einige Tricks von seinen eigenen Vorgesetzten abzuschauen. Viele Führungskräfte wollen zudem proaktiv wirken, Macher:in sein und haben einen steten Drang nach Kontrolle. Sie sprechen, bevor sie denken und einstudierte beziehungsweise angewöhnte Phrasen vereinfachen das. Anstatt präzise Anweisungen zu erteilen, geben sie altbewährte Phrasen von sich. Solche Phrasen sind ideal, wenn die Führungskraft keinen konkreten Plan hat. Phrasen haben einen grossen Interpretationsspielraum. So müssen Mitarbeiter:innen die eigentliche Entscheidung treffen, und wenn sie einen Fehler machen, trifft sie – und nicht die Führungskraft – die Schuld. Dein:e Chef:in schafft sich so Win-win-Situationen – und von denen sind Führungskräfte ganz grosse Fans.
1. «Das ist eine Win-win-Situation.»
… für den Vorgesetzten vielleicht, aber nur selten auch für dich. Mit dieser Phrase versucht dein:e Chef:in, dir etwas schmackhaft zu machen, was eigentlich gar nicht so köstlich ist. Der doppelte Gewinn trifft also nur auf die Führungskraft zu: Sie bekommt, was sie will, und lässt dich glauben, dass du eine gute Entscheidung getroffen hast.
2. «Wir müssen den Gürtel enger schnallen.»
Führungskräfte nutzen das Wort «wir» ziemlich freizügig und meistens bedeutet es: «ihr». Wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen, dann sind es in der Regel alle Mitarbeiter:innen, die nicht in der Führungsetage sitzen. Auf diese beliebte Phrase folgen Kürzungen und Entlassungen und wer jetzt nach einer Gehaltserhöhung fragt, hört häufig diesen Satz: «Das gibt das Budget im Moment leider nicht her.» Der Wahrheit entspricht das jedoch nur selten. Vorgesetzte versuchen damit lediglich, jedwede Verhandlung zu unterbinden. Lasse dich also nicht unterkriegen und tritt für das ein, was dir zusteht. Schliesslich kostet es das Unternehmen auch etwas, neue Angestellte zu suchen und einzuarbeiten.
3. «Da sind mir leider die Hände gebunden.»
In Wirklichkeit meinen Vorgesetzte: «Lassen Sie mich in Ruhe, ich habe keine Lust, mich um die Sache zu bemühen oder möchte mich nicht um Ihr Anliegen kümmern.» Wenn Führungskräfte vage Anweisungen von «oben» haben, dann steckt häufig auch eigener Unwille dahinter. So steht dein:e Chef:in aber in einem besseren Licht dar. Hake also nach, wenn es um wichtige Dinge geht. Auch dein:e Chef:in kann mit seinen Vorgesetzten verhandeln, anstatt sich mit dem vermeintlichen Schicksal abzufinden.
4. «Ich bin offen für Anregungen.»
Das behaupten zwar viele Bosse, aber die Realität sieht anders aus. Manchen Vorgesetzten Anregungen mitzuteilen, ist genauso sinnvoll, wie einen Zettel in den überquellenden und mit Spinnweben verdeckten Beschwerdekasten zu schmeissen.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Aussage: «Ich habe immer ein offenes Ohr für meine Mitarbeiter.» Meistens sind aber leider beide Ohren offen. Das heisst: Was ins eine Ohr hereingeht, kommt quasi ungehört auf der anderen Seite wieder raus. Das Einzige, was solche Führungskräfte gerne hören, ist Lob. Davon bekommen sie nie genug. Wer mit Beschwerden ins Büro kommt, hört oftmals die folgende Phrase.
5. «Ich werde darüber nachdenken.»
Das Kurzzeitgedächtnis vieler Führungskräfte ist schwach. Was sie heute versprechen, haben sie morgen vermutlich schon wieder vergessen. Meistens wollen die Chefs aber einfach nicht zugeben, dass sie deine Idee schlecht fanden. «Ich werde darüber nachdenken» ist dann die höfliche Art zu sagen: «Danke für dein Engagement, aber wir werden andere Lösungen in Erwägung ziehen.»
6. «In diesen ungewissen Zeiten …»
Auf diese vier Worte folgt nichts Gutes. Wenn Vorgesetzte keine neuen Mitarbeiter:innen einstellen möchten, um den Rest des Teams zu entlasten, oder sich weigern, nützliche Anschaffungen zu machen, sind die Zeiten ungewiss. Die Schuld liegt also nicht bei ihnen, sondern irgendwelchen nebulösen Zuständen in der Welt.
7. «Sehen Sie das als Chance.»
Vorgesetzte lieben es, Dinge zu versprechen. Das Praktische an Versprechen ist nämlich, dass man sich nicht wirklich an sie halten muss. Wenn du also neue Aufgaben übernehmen oder vielleicht sogar an einem anderen Standort arbeiten sollst, ist es lediglich eine Chance, bald ein höheres Gehalt zu bekommen. Dein:e Chef:in hofft, dass du vor lauter Arbeit vergisst, dein verdientes Gehalt einzufordern.
8. «Wir sind hier wie eine grosse Familie.»
Diese Phrase soll ein harmonisches Büroumfeld suggerieren. Doch du weisst genauso wie dein:e Chef:in: Auch in den besten Familien läuft nicht immer alles harmonisch ab. In Familien gibt es aber starre Hierarchien, blinden Zusammenhalt und man verzeiht sich viel. Vorgesetzte erhoffen sich mit dieser Aussage häufig, unangenehmen Situationen zu entkommen. Hat dein:e Chef:in sich unangemessen benommen oder einen Fehler begangen, hofft er:sie auf familiäre Vergebung. Innerhalb der Familie tut man sich ausserdem gerne einen Gefallen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Mache dich also schon einmal darauf gefasst, von Vater- oder Mutter-Chef Überstunden aufgebrummt zu bekommen – natürlich ohne Freizeitausgleich.
9. «Wir brauchen mehr Teamplayer.»
Führungskräfte, die diese Phrase nutzen, wollen vor allem eines: Ja-Sager. Natürlich sollst du im Büro nicht zum Einzelkämpfer mutieren. Ab und zu ist es aber richtig und wichtig, eine eigene Meinung zu haben und auch für diese einzustehen. Vielleicht möchte dir dein:e Chef:in deinen Urlaub nicht zu einem bestimmten Zeitraum genehmigen oder du hast keine Lust, spontan Überstunden zu übernehmen. In solchen Fällen fordern Vorgesetzte gerne mehr Loyalität. Eigentlich sollst du aber nur ihre misslungene Planung ausbaden. Lasse dich von solchen Phrasen nicht beeindrucken.
10. «Das hat Potenzial.»
Vorgesetzte sind nicht immer Expert:innen darin, wenn es darum geht, vermeintlich schlechte Vorschläge abzulehnen. Sie möchten ihre Mitarbeiter:innen nur ungern demotivieren und spielen genauso ungern den Überbringer schlechter Nachrichten. In solchen Fällen kommen Phrasen wie «Das hat Potenzial» oder «Das gefällt mir, aber da ist noch Luft nach oben» zum Einsatz. Was die Vorgesetzten eigentlich meinen ist: «Das läuft nicht so, wie ich es mir vorgestellt hab. Machen Sie es besser.»
11. «Wir müssen ergebnisorientierter arbeiten.»
Führungskräfte, die diese Phrase äussern, sind eindeutig unzufrieden. Der Arbeitsalltag wird wahrscheinlich demnächst etwas weniger entspannt und dein:e Chef:in möchte euch arbeiten sehen. Unnötige Pausen, private Gespräche und andere Dinge, die nicht direkt mit der Arbeit zu tun haben, sind ab jetzt tabu. Dein:e Chef:in bekommt mit Sicherheit Druck von oben und in nächster Zeit wird es keine langen Wochenenden oder einen frühzeitigen Feierabend geben.
12. «Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.»
Egal, was dein Team gerade macht – es dauert der Führungskraft zu lange und kostet wahrscheinlich zu viel. Dein:e Chef:in will, dass das Projekt schnell und günstig fertiggestellt wird. Was mit der Aussage nicht verraten wird: Das Projekt soll natürlich trotzdem vernünftig abgeschlossen werden. Ihr sollt also gleichbleibende Qualität bei einem geringeren Budget und weniger Zeit abliefern.
13. «Gib mir nur die Bulletpoints.»
Dein:e Chef:in hat nichts verstanden, von dem, was du gerade gesagt hast. «Könnten Sie das noch einmal zusammenfassen» oder «Geben Sie mir die Bulletpoints» heisst so viel wie: Erklären Sie mir das Ganze bitte so, als wäre ich fünf.
14. «Wir haben das aber schon immer so gemacht.»
Führungskräfte sehen sich gerne als dynamisch und anpassungsfähig, aber wirkliche Veränderung macht ihnen Angst. Für sie gilt «Never change a running system», bis das System nicht mehr läuft. Wenn es so weit ist, herrscht Panik und alle sind schuld – ausser die Führungskraft. An dieser Stelle ist eine Extraportion Überzeugungskraft gefragt. Du musst deine Ideen anders verpacken. Liste alle Vorteile im Detail auf und versuche der Führungskraft zu erklären, dass eigentlich alles wie beim Alten bleibt und nur Kleinigkeiten optimiert werden.
Fazit: So wirst du Profi in Sachen Bürophrasen entschüsseln
Es ist zwar nicht immer leicht, Führungskräfte zu entschlüsseln, aber nur selten sind es undurchschaubare Wesen, die du nie verstehen wirst. Häufig reicht es, genau hinzuhören. Achte nicht nur darauf, was dein:e Chef:in sagt, sondern wie und wann. Oftmals gibt der Kontext schon genug Aufschluss über den eigentlichen Kern der Aussage. Ausserdem sind nicht alle Chef:innen mystische Sphinxe, die nur in Rätseln sprechen. Die meisten sind eigentlich ganz okay und verlieren sich wie alle anderen in den Untiefen des Businessjargons. Du bist jetzt jedenfalls nicht mehr out of the loop und kannst dich asap an die Arbeit machen.
Das Titelbild wurde mithilfe eines KI-Tools erstellt.